Nachhaltigkeit

2. April 2020

Gleiche Rechte für Frauen

Lesezeit: 9 Min.

Harte Arbeit auf den Feldern, wenig Geld und häufig allein in der Fürsorge für die Familie: Frauen haben vor allem in armen Ländern kein leichtes Los. Die REWE Group setzt sich mit zahlreichen Projekten dafür ein, die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in ihren Wertschöpfungsketten zu verbessern.

Als einer der führenden Handels- und Touristikkonzerne in Deutschland und Europa weiß die REWE Group um ihre besondere Rolle als Mittler zwischen Herstellern, Dienstleistern und Konsumenten. Das Unternehmen bezieht eine Vielzahl von Produkten und Produktbestandteilen über Lieferketten, die sich mitunter über mehrere Länder erstrecken. Insbesondere im Rohstoffanbau sowie im Agrarbereich bestehen erhöhte Risiken, dass Arbeits- und Sozialstandards missachtet werden.

Betroffen von solchen Missständen sind häufig vor allem Frauen. Nach aktuellen Schätzungen wird weltweit etwa 43 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeit von Frauen getätigt; in sehr armen Ländern sind es sogar bis zu 70 Prozent. Gleichzeitig verfügen Frauen oft nicht über eigenen Landbesitz und haben keinen Zugang zu Krediten oder technischer Unterstützung. Ihren Verdienst geben sie zu etwa 90 Prozent für die Ernährung der Familie und die Ausbildung der Kinder aus. Hinzu kommt, dass Frauen häufig von extremer Armut betroffen sind, insbesondere in dem Alter, in dem sie Kinder bekommen und versorgen. Auch unbezahlte Sorgearbeit wird von Frauen oft selbstverständlich erwartet.

Leitlinien definieren strenge Standards

Die REWE Group arbeitet daran, bei jeder Einkaufsentscheidung auch Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Ein wichtiges Instrument, um die Lieferketten kritischer Produkte nachhaltiger zu gestalten, sind die konzerneigenen Leitlinien. Sie definieren strenge Standards für den Bezug der Produkte. So verpflichten sich unsere Geschäftspartner zu einem respektvollen Umgang gegenüber allen Mitarbeitenden. Sie sagen zu, auf jegliche Form von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder anderen Gründen zu unterlassen und versichern, allen Mitarbeitenden den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit zu zahlen. Die REWE Group richtet ihr Handeln explizit nach international gültigen Standards aus; unter anderem der UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau.

Seit Jahren setzt sich die REWE Group mit konkreten Projekten und Maßnahmen dafür ein, die Lebens- und Arbeitssituationen von Frauen, insbesondere in den eigenen Wertschöpfungsketten, zu verbessern und fairen Handel zu fördern.

Incahuasi: Partnerschaft mit Kaffeebauern in Peru

Seit 2009 verbindet die REWE Group und die Menschen der Fairtrade-Kaffeekooperative Valle de Incahuasi in Peru eine besondere Partnerschaft. Die Kooperative produziert den REWE Feine Welt Kaffee, der Fairtrade- und Bio-zertifiziert ist. Die REWE Group hat eine Abnahmegarantie für den Kaffee ausgesprochen – das gibt den   Mitgliedern der Kooperative Stabilität und Planungssicherheit. Die Kooperative besteht aus 488 Mitgliedern, davon sind 84 Frauen. Die Mitglieder der Kooperative leben in 13 Gemeinden. In jeder Gemeinde gibt es ein Frauenkomitee, das sich mit Ernährungssicherung, Fortbildungen und Maßnahmen zur Einkommensbeschaffung speziell für Frauen beschäftigt, zum Beispiel durch Beihilfen zur Anlage von Gemüsegärten, Unterstützung kleiner Betriebe oder Schulungen zur Qualitätskontrolle von Kaffee und Vermittlung betriebswirtschaftlicher Grundkenntnisse. Die Kooperative plant aktuell, ein übergreifendes Frauenkomitee zur Repräsentation der 84 weiblichen Mitglieder einzurichten. Außerdem arbeitet sie an einer Gender-Richtlinie.

Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit bietet die REWE Group Weiterbildungen („Women school of Ledership“) speziell für Bäuerinnen an. So wird die Partizipation der Frauen innerhalb der Kooperative gestärkt. Frauen werden ermutigt, eine aktive Rolle in den Entscheidungsprozessen der Kooperative zu übernehmen. Außerdem beinhaltet das Projekt Workshops zu besseren Agrarpraktiken. Auch hier wird darauf geachtet, dass Frauen an den Schulungen teilnehmen. Diese Schulungen umfassen Themen wie zum Beispiel Aussaat und Setzlingsaufzucht für Kaffeepflanzen oder „Entnahme von Bodenproben“.

Fanteakwa: Bündnis mit Kakao-Kooperative in Ghana

Seit 2019 baut REWE gemeinsam mit Fairtrade und der Kakaobauern-Kooperative Fanteakwa in Ghana eine neue, physisch rückverfolgbare Lieferkette für Schokolade auf. Die Produkte werden im Herbst 2020 in die Märkte kommen; aktuell findet der Rohkakao-Einkauf statt. Fanteakwa hat insgesamt 2134 Mitglieder, davon sind 761 Frauen. Als spezifische Herausforderung wurden die niedrigen Einkommen vieler Frauen erfasst, so dass die Kooperative gezielt zusätzliche einkommensschaffende Maßnahmen für Frauen unterstützt, darunter die Herstellung und den Verkauf von Backwaren, Imkerei sowie Schnecken- und Pilzzucht. Darüber hinaus unterstützt Fanteakwa die Bildung von „Village Savings and Loans Associations“ (VSLAs), die speziell Frauen mit einem selbstverwalteten, solidarischen Mikrokreditwesen auf Gemeindeebene unterstützen.

Fanteakwa hat ein Programm für 100 Jungbauern und -bäuerinnen (davon 30 Frauen) installiert, durch das Schulungen, Kleinkredite und erste Materialien bereitgestellt wurden, damit diese Nachwuchskräfte in den Kakaoanbau einsteigen konnten.

Die Schokolade setzt neue Standards in puncto Nachhaltigkeit und Unterstützung der Kleinbäuerinnen und -bauern. Zum einen ist sie Fairtrade-zertifiziert. Das heißt, die Kleinbauernkooperative profitiert von den Fairtrade-Standards, vom Fairtrade-Mindestpreis und der zusätzlichen Fairtrade-Prämie, die von REWE bezahlt werden. Zum anderen zahlt REWE einen zusätzlichen Aufschlag an diejenigen Bäuerinnen und Bauern, die Rohkakao für unsere Schokolade liefern, um die durch Fairtrade berechnete Lücke zu einem existenzsichernden Einkommen zu schließen.

Gemeinsam mit Fairtrade und der GIZ werden in den nächsten Jahren zusätzliche Aktivitäten zur Förderung guter Anbaupraktiken, für verbesserte Effizienz und Qualität der Dienstleistungen der Kooperative für die Mitglieder und für Maßnahmen zur Schaffung von Einkommen umgesetzt.

Die Handelsbeziehung mit der REWE leistet somit einen wichtigen Beitrag dazu, die Zertifizierung mit Leben zu füllen, den Bestand und die Weiterentwicklung der Kooperative zu sichern und neue Prämienprojekte zu ermöglichen.

Mittelamerikafond: Investitionen in Bildung

REWE engagiert sich seit Jahren für verantwortungsvollen Anbau von Bananen und Ananas sowie faire Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten dieser beiden Früchte. Durch den 2014 gegründeten Mittelamerikafond unterstützt die Handelsmarke Projekte in den Anbaugebieten mit dem Ziel, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern und die Artenvielfalt zu schützen. Insgesamt wurde durch die Aktion bereits eine Fördersumme von 4 Millionen Euro erbracht.

Neben ökologischen Verbesserungen wurde auch in den Ausbau der lokalen Bildungseinrichtungen investiert. So entstanden Tagesbetreuungs- bzw. Kindergartenplätze für 115 Kinder. Das verbesserte Betreuungsangebot stärkt die Autonomie der Mütter, die so durch Lohnarbeit Einkommen für die Familie generieren können. Die Investitionen in die Verbesserung der Bildung legen den Grundstein für mehr Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Schülerinnen und Schüler.

Pro-Planteurs: Unterstützung für Kakaobauern der Elfenbeinküste

Als Gründungsmitglied der Multi-Stakeholder-Initiative Forum Nachhaltiger Kakao unterstützt die REWE Group zusammen mit anderen Unternehmen das Projekt Pro-Planteurs, das zusammen mit der Bundesregierung und der ivorischen Regierung umgesetzt wird und 2015 gestartet ist. Innerhalb von fünf Jahren sollen 20.000 Kakaobauern und ihre Produzentenorganisationen professionalisiert werden, um so eine Einkommenssteigerung zu erreichen und die Lebenssituation der Familien zu verbessern. Das Projekt in den östlichen und südöstlichen Regionen der Elfenbeinküste soll dazu beitragen, dass insbesondere Frauen die Möglichkeit erhalten, ihr eigenes Einkommen zu optimieren, um so bessere Nahrungsgrundlagen für ihre Familien zu schaffen.

Pro-Planteurs unterstützt die Frauen auch in weiteren Aktivitäten wie der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Agrarprodukten. Durch die Einkommenssteigerung und eine ausgewogenere Ernährung soll sich die Lebenssituation der Familien vor Ort verbessern. Pro-Planteurs hat gemeinsam mit dem Nationalen Ernährungsprogramm der Côte d’Ivoire 41 Frauen aus den 2018 neu ausgewählten Kooperativen zu landwirtschaftlichen Beratern ausgebildet.

Cotton made in Africa: Hilfe für Frauen in Sambia

Im Anbau von Baumwolle gibt es viele soziale Herausforderungen. Schwankende Weltmarktpreise sorgen für ungewisse Einkommen, Pflanzenschutzmittel können die Gesundheit gefährden und wenn Kinder arbeiten müssen statt zur Schule zu gehen, liegen Menschenrechtsverletzungen vor. Das Engagement der REWE Group in der Initiative Cotton made in Africa (CmiA) fördert die Hilfe zur Selbsthilfe von afrikanischen Kleinbauern. Sie erlernen in landwirtschaftlichen Schulungen effiziente und umweltschonende Anbaumethoden. Das sorgt für qualitativ hochwertigere Produkte und steigert die Einkommen der Landwirte. Zusätzlich unterstützen Kooperationsprojekte im Bereich Bildung und Frauenförderung die lokalen Gemeinschaften.

In Afrika sind es überwiegend die Frauen, die einen sehr großen Teil der Arbeit auf den Feldern leisten, den Haushalt führen und sich um das Wohlergehen der Familie kümmern. Um ihnen den Schritt in die wirtschaftliche und gesellschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen, unterstützt die REWE Group bereits seit 2018 im Rahmen des CmiA Frauengruppen im ländlichen Sambia bei der Verwirklichung ihrer Geschäftsideen – durch Anschubfinanzierung oder Ausbildung. Von der Stärkung ihrer Position und Rechte profitieren nicht nur die Frauen, sondern am Ende auch ihre Familien und die gesamte Gemeinschaft.

Fairtrade-Rosen: Bessere Versorgung für Mütter in Kenia

2007 nahm die REWE Group als erster Lebensmittelhändler in Deutschland fair gehandelte Schnittrosen aus Ostafrika ins Angebot von REWE- und PENNY-Märkten. Die meisten dieser mit dem PRO Planet-Siegel versehenen Rosen kommen aus Kenia. Sie verbrauchen dort sehr viel Wasser. Häufig belasten Pflanzenschutzmittel die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt. Deshalb stammen PRO PLANET-Rosen ausschließlich von Fairtrade-Blumenfarmen. Das Fairtrade-Siegel verpflichtet die Produzenten, den Gebrauch von Chemikalien einzuschränken und die Arbeiter fair zu bezahlen. Kinder- und Zwangsarbeit ist verboten.

Zudem setzt sich die REWE Group für eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Menschen vor Ort ein: Mit einer Spende von 100.000 Euro an den „Friends of Naivasha Hospital Fund“ unterstützt die REWE Group die Errichtung einer Frauenstation in der kenianischen Stadt Naivasha. So trägt sie dazu bei, dass Mütter und ihre Kinder nach der Geburt und in den ersten Lebensjahren ausreichend medizinisch versorgt werden.