Nachhaltigkeit

19. Februar 2020

Klima­schon­endes Markt-Konzept der REWE Group: Märkte für eine grüne Zukunft

Lesezeit: 10 Min.

Ressourcenschonung und Klimaschutz fangen bereits beim Bau eines Gebäudes an – denn nachhaltigere Produkte gehören in nachhaltigere Märkte.

Klimaschonend einkaufen – wie geht das? Natürlich vor allem durch nachhaltigere Sortimente: mehr saisonale und regionale Produkte, kürzere Transportwege, weniger Kunststoff-Verpackungen. Doch Klimaschutz beginnt beim Einkaufen schon einen Schritt früher: beim Markt selbst. Mit dem Green Building-Konzept setzt die REWE Group bei REWE, PENNY und toom Baumarkt auf ein klimaschonendes Baukonzept ihrer Märkte.

Nachhaltigere Produkte gehören in nachhaltigere Märkte

2008 begann die REWE Group mit der Entwicklung einer neuen Marktgeneration, die einerseits Ressourcen schont und energieeffizient betrieben wird. Andererseits wird diese Nachhaltigkeit für Kunden und Mitarbeiter durch eine moderne Architektur und ein angenehmes „Markt-Klima“ erlebbar – messbare Ressourcenschonung und eine behagliche Einkaufsatmosphäre werden in den Green Buildings kombiniert.

Dank des Green Building-Musterkonzepts konnten die ersten danach gebauten Märkte ihren Energiebedarf gegenüber vergleichbaren konventionellen Märkten um rund 40 Prozent reduzieren. Alle neuen Märkte der REWE Group in Deutschland werden gemäß den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) als Green Buildings gebaut, um die höchsten Standards für nachhaltige Gebäudegestaltung zu erfüllen.

Das Green Building-Konzept ist ein wichtiger Ansatzpunkt, das übergeordnete Klimaziel der REWE Group zu erreichen: bis 2022 die Treibhausgasemissionen in den Märkten pro Quadratmeter Verkaufsfläche im Vergleich zu 2006 zu halbieren. Mit Erfolg: Bis jetzt ist bereits eine Senkung von über 43 Prozent erreicht.

Sieben Kriterien für ein Green Building

Das Green Building-Konzept der REWE Group vereint ökologische und soziale Aspekte miteinander. Energieeffizienz und Ressourcenschonung gehen Hand in Hand mit einer Wohlfühlatmosphäre für Kunden und Mitarbeiter. Um das zu erreichen, erfüllen die Green Buildings von REWE, PENNY und toom Baumarkt sieben Kriterien.

Greenbuilding Aspekte Grafik der REWE Group

Die Green Buildings der REWE Group erfüllen sieben Kriterien, um Ressourcenschonung mit einer Wohlfühlatmosphäre im Markt zu verbinden.

  • 1) Tageslichtarchitektur: Durch große Fensterfronten an bis zu vier Gebäudeseiten sowie zusätzliche Lichtkuppeln im Dach wird ein Green Building durch viel natürliches Tageslicht beleuchtet, ergänzt durch energieeffiziente LEDs. Durch Helligkeitssensoren wird das Licht je nach Bedarf gedimmt und nur dann eingeschaltet, wenn es wirklich gebraucht wird. Der natürliche Lichteinfall sorgt zudem für eine wohlige Markt-Atmosphäre.

  • 2) Ökologische Baustoffe: Die Green Buildings der REWE Group bestehen zu einem Großteil aus Holz aus nachhaltiger, zertifizierter Holzwirtschaft. Wird das Holz im Gebäude 30 Jahre genutzt, ist der Bauteil klimaneutral, denn in diesem Zeitraum ist die gleiche Menge Holz der verwendeten Nadelbäume wieder nachgewachsen. Holz bindet außerdem CO2, solange es genutzt und nicht verbrannt wird oder verrottet: Mit der in einem Green Building verbauten Menge Holz wurden der Atmosphäre dauerhaft bis zu 435 Tonnen CO2 entzogen. Auch bei allen weiteren Materialien achten wir auf umweltverträgliche und recycelbare Baustoffe.

  • 3) Regenerative Energien: Die Green Building-Märkte werden – wie auch alle anderen Märkte, Läger und Reisebüros der REWE Group – mit 100 Prozent zertifiziertem Grünstrom versorgt. An vielen Green Buildings sind zusätzlich Photovoltaikanlagen installiert, um eigenen Strom zu erzeugen.

  • 4) Wärmeversorgung: Für die Wärmeversorgung der Green Buildings kommen Wärmepumpen und die Nutzung der Abwärme aus den Kälteanlagen zum Einsatz. So kann auf fossile Energieträger verzichtet werden.

  • 5) Regenwassernutzung: Für die Fußbodenreinigung, WC-Spülung und Außenbewässerung wird in den Märkten nach Möglichkeit Regenwasser in Auffangbehältern gesammelt.

  • 6) Soziokulturelle Faktoren: Green Building-Märkte sind weitgehend barrierefrei und mit Toiletten für Menschen mit Behinderung sowie Wickelplätzen ausgestattet. Zudem werden Faktoren wie der visuelle Komfort, die Raumluft oder eingangsnahe Fahrradstellplätze beachtet.

  • 7) Kältetechnik und Kühlmöbel: Die Kühlmöbel der Green Buildings betreibt die REWE Group energiesparend mit natürlichen Kältemitteln wie CO2 oder Propen, um so den Stromverbrauch zu verringern. Pufferspeicher werden zur Wärmerückgewinnung eingesetzt, durch die Verglasung von Kühlregalen für Fleisch- und Molkereiprodukte entweicht weniger Kälte. Integrierte LED-Beleuchtung, Energiesparventilatoren und der Verzicht auf Scheibenheizung erhöhen die Energieeffizienz der Kühlmöbel zusätzlich.

Der grüne Wohlfühlmarkt

Wer ein Green Building baut, betrachtet den kompletten Lebenszyklus des Gebäudes unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit: Wie wird das Baumaterial hergestellt? Kann es recycelt werden? Wie kann die Energie für den Markt nachhaltig gewonnen und möglichst geringgehalten werden? Und nicht zuletzt: Wie fühlt es sich für Mitarbeiter und Kunden an, in einem solchen Markt zu arbeiten und einzukaufen? Klaus Wiens, zuständig für den Filialbau der REWE-Märkte, und Manfred Rössling, Energiemanager bei der REWE Group, beantworten diese Fragen im Interview.

Herr Wiens, aus der Sicht des Architekten: Was macht ein Green Building aus?

Klaus Wiens: Die ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes macht den entscheidenden Unterschied. Ökologische Aspekte wie ressourcenschonende und recyclingfähige Baustoffe spielen ebenso eine Rolle wie Technik und Wirtschaftlichkeit. Mindestens ebenso wichtig ist der Wohlfühlfaktor im Markt. Die Menschen sollen sich gerne in dem Gebäude aufhalten. Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen fasst dies unter dem Aspekt der soziokulturellen und funktionalen Qualität zusammen.

Portrait von Klaus Wiens.

Über:

Klaus Wiens

ist Funktionsbereichsleiter Filialbau bei REWE.

Ein Green Building ist mit Blick auf das Baumaterial Holz nach 30 Jahren klimaneutral.

Klaus Wiens
Portrait von Klaus Wiens.
Klaus Wiens

Welches sind besonders nachhaltige Baustoffe?

Klaus Wiens: Holz ist – betrachtet auf einen Lebenszyklus von mindestens 30 Jahren – der nachhaltigste Baustoff. Das hat mehrere Gründe: Das Holz, das wir für die Green Buildings verwenden, stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft, heißt: es wächst nach und so lange es nicht verbrannt wird, bindet es CO2. Ein Green Building ist mit Blick auf das Baumaterial Holz nach etwa 30 Jahren klimaneutral. Darüber hinaus kann eine Holzkonstruktion zurückgebaut und das Material recycelt werden. Beispielsweise kann das in einem Green Building verbaute Holz später noch zu Holzplatten verarbeitet werden. Und selbst damit ist der Lebenszyklus nicht beendet. Aus den Holzplatten lässt sich noch Zellstoff für Dämmmaterial herstellen.

Ein Gebäude, das recycelbar ist?

Klaus Wiens: Richtig. Wir versuchen viele wiederverwertbare Baustoffe zu verwenden. Die Außenfassade besteht zum Teil aus Steinwolleplatten. Die Platten können einfach demontiert und recycelt werden. Grundsätzlich ist die Verarbeitung nachhaltiger und schadstoffarmer Baustoffe ein zentraler Bestandteil der Green Building-Konzeption.

Anzahl der Green Buildings der REWE Group im Zeitverlauf Grafik

2009 eröffnete in Berlin-Rudow das deutschlandweit erste REWE Green Building. 2016 gab es schon 90 Green Buildings der REWE Group, zwei Jahre später waren es 183 neue Märkte nach dem nachhaltigen Baukonzept – davon 144 REWE-Märkte, 25 PENNY-Märkte, 13 toom Baumärkte sowie ein Lager.

Wenden wir uns dem Innenleben des Green Buildings zu. Herr Rössling, wie kann ich bei einem Markt, in dem Kühlung ebenso wie Heizung und auch das richtige Licht entscheidend sind, Energie einsparen?

Manfred Rössling: Fangen wir mit dem Einfachsten an: dem Licht. Hier haben wir LED- Leuchten im Einsatz, die im Vergleich zu anderen Leuchtmitteln bis zu 60 Prozent weniger Energie verbrauchen. Im Bereich der Kühlung haben wir in den Green Buildings verglaste Kühlmöbel sowohl für tiefgekühlte oder gekühlte Ware getestet. Hier haben wir von den Green Buildings gelernt, dass die Verbraucher es durchaus akzeptieren, eine Tür zu öffnen, um zu Milch oder Joghurt zu greifen. Daher setzen wir dies inzwischen in fast allen unseren Märkten um. Das Einsparpotenzial liegt hier bei 20 bis 40 Prozent, je nach Markt.

Manfred Rössling im REWE Green Building

Über:

Manfred Rössling

Manfred Rössling ist Funktionsbereichsleiter für Energiemanagement bei der REWE Group.

Dennoch benötigt der Markt Strom. Werden hier regenerative Energien eingesetzt?

Manfred Rössling: Einige Green Buildings beziehen den Strom von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Wird darüber hinaus Strom benötigt, kaufen wir zertifizierten grünen Strom zu.

Der Blick nach außen kommt außerdem dem Bedürfnis des Menschen nach, rauszuschauen – zu wissen, was sich draußen abspielt, wie das Wetter ist. Die Fenster verbinden den Markt mit seiner Umgebung.

Manfred Rössling
Manfred Rössling im REWE Green Building
Manfred Rössling

Und wie sieht es mit dem Klima im Markt aus? Welche CO2-freundlichen Alternativen werden eingesetzt?

Manfred Rössling: Geheizt wird weitgehend CO2-neutral mit einer Wärmepumpe und der Abwärme aus den Kühlmöbeln. Sie schaffen im Markt und in den Sozialräumen für die Mitarbeitenden ein angenehmes Klima. Zudem gibt es ein ausgeklügeltes System, das ständig die Luftqualität überwacht. Sensoren messen den CO2-Gehalt in der Luft. Ist er zu hoch wird automatisch Frischluft in den Markt eingebracht. Zudem kann der Marktleiter per Knopfdruck den kompletten Markt durchlüften.

Herr Wiens, Sie haben eingangs bereits die so genannten soziokulturellen und funktionalen Qualitäten angesprochen. Was verbirgt sich hinter dieser sperrigen Formulierung?

Klaus Wiens: Dahinter verbirgt sich unter anderem der Wohlfühlfaktor eines Marktes. Hohe Decken, ein schlankes, leichtes Dachtragwerk, das ohne Säulen auskommt, sorgen für einen offenen, übersichtlichen Raum. Ebenso wichtig sind Glaselemente. Sie bringen zum einen Tageslicht in den Markt, was sehr angenehme Lichtverhältnisse schafft. Dieses Prinzip der Tageslichtarchitektur wird in vielen REWE Group Green Buildings durch umlaufende Fassadenfenster und Dachlichtkuppeln umgesetzt. Dadurch steht dem Verkaufsraum sowie den Lager- und Nebenräumen ausreichend Tageslicht zur Verfügung. Der Blick nach außen kommt außerdem dem Bedürfnis des Menschen nach, rauszuschauen – zu wissen, was sich draußen abspielt, wie das Wetter ist. Die Fenster verbinden den Markt mit seiner Umgebung. Weitere wichtige Faktoren sind unter anderem die Luftqualität im Innenraum, die Barrierefreiheit oder auch durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub e.V. geprüfte Fahrradständer in Eingangsnähe.

Platin, Gold und Silber – so werden Green Buildings zertifiziert

Das Green Building-Konzept bei REWE hat seit 2012 eine Mehrfachzertifizierung in der Stufe „Gold“ durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.). Sechs Kriterien entscheiden darüber, ob ein Gebäude das Silber-, Gold- oder Platin-Zertifikat erhält. Je mehr dieser Kriterien erfüllt sind, desto höher die Zertifizierung. Genauer gesagt: Um ein Zertifikat in Gold zu erhalten, muss das Gebäude die Kriterien zu insgesamt mindestens 65 Prozent erfüllen. Gleichzeitig darf es in keinem der genannten Kriterien schlechter als 50 Prozent Erfüllungsgrad abschneiden. Bei Platin liegen die Zahlen bei 80 Prozent für den Gesamterfüllungsgrad und 65 Prozent für die sechs Qualitätskriterien:

  • Ökologische Qualität, wie beispielsweise der Trinkwasserbedarf oder die Ökobilanz des Gebäudes

  • Ökonomische Qualität, wie die Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit des Gebäudes

  • Soziokulturelle und funktionale Qualität, wie die Qualität der Innenraumluft oder die Barrierefreihei

  • Technische Qualität, wie zum Beispiel Schallschutz oder die Möglichkeit das Gebäude zurückzubauen

  • Prozessqualität, womit unter anderem die Qualität der Projektvorbereitung oder die Dokumentation für eine nachhaltige Bewirtschaftung gemeint sind

  • Standortqualität, wie die Verkehrsanbindung oder der Einfluss des Gebäudes auf das Quartier

Weitere Informationen:
Übersicht der DGNB-Kriterien
Wie die Bewertung der DGNB zustande kommt.