Unternehmen

8. März 2022

Als Frau unter Män­nern: „Ich bin nicht die typ­ische Chefin.“

Verena Hammer hat sich in einem typischen „Männer-Bereich“ durchgesetzt: der Logistik. Wie Ehrlichkeit, Hartnäckigkeit und Fachkompetenz ihr auf dem Karriereweg zur Betriebsleiterin halfen.
Lesezeit: 4 Min.

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Frauen in der REWE Group: Da geht schon einiges – aber noch viel mehr

Gut ausgebildet und dennoch schlechter bezahlt und in Spitzenposten immer noch in der Minderheit – überspitzt ist das immer noch der Status Quo mit Blick auf die Gleichstellung von Frauen in Deutschland. Immerhin: Seit Anfang der 1990er hat sich laut einer aktuellen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in Sachen Bildung einiges getan: Inzwischen machen mehr Frauen Abitur oder Fachhochschulreife als Männer. Auch haben Mädchen meist bessere Schulnoten als Jungs. Auch viele Unternehmen wollen mehr Frauen auf allen Hierarchie-Ebenen vertreten sehen und gemischte Teams fördern. So auch die REWE Group, die Frauen in allen Bereichen gezielt weiterentwickelt – nicht nur am Weltfrauentag.

Die Logistik ist ein Bereich, der nach wie vor stark von Männern dominiert wird. Verena Hammer hat in dieser Männerdomäne eine steile Karriere hingelegt: Seit 2013 ist die gelernte Kauffrau im Einzelhandel in führenden Funktionen im PENNY-Lager Norderstedt tätig – zunächst als Abteilungsleiterin in der Logistik und seit 2019 als Betriebsleiterin. Sie ist bisher die einzige Betriebsleiterin innerhalb der REWE Group.

Als Sie 2013 in Norderstedt als Abteilungsleiterin der Warenbereitstellung angefangen haben, waren Sie die einzige Frau im Führungsteam des Lagers. Wie fühlte sich das an?

Verena Hammer: Zunächst war es sehr herausfordernd, mir das Vertrauen und die Akzeptanz von zehn männlichen Teamleitern zu erarbeiten. Durch Überzeugung, Ehrlichkeit, Loyalität und Transparenz ist mir dies jedoch relativ schnell gelungen.

Wie haben Sie reagiert, als man Ihnen das Angebot gemacht hat, die Position als Betriebsleiterin zu übernehmen?

Verena Hammer: Überraschung, Freude, Zweifel und Irritation waren zunächst gleichzeitig vorhanden. Durch das Vertrauen seitens der Regions- und Logistikleitung und den Rückhalt durch meinen Ehemann habe ich mich dann überzeugen lassen und zugesagt. Bisher habe ich diese Entscheidung keine Sekunde bereut.

Verena Hammer mit mehreren Mitarbeitenden vor einem PENNY Fahrzeug.
Über:
Verena Hammer

ist Betriebsleiterin im PENNY-Lager Norderstedt – die erste Betriebsleiterin der REWE Group.

Und wie haben die Mitarbeiter:innen reagiert?

Verena Hammer: Die Reaktion meiner Kollegen hat mich riesig gefreut. Ich habe so viele nette Emails und Anrufe bekommen, die mir den Start in die neue Herausforderung erleichtert haben.

Gab es Ressentiments oder Vorurteile und wenn ja, wie sind Sie diesen begegnet?

Verena Hammer: Als ich als Leiterin der Warenbereitstellung anfing, waren dort 130 Männer und zwei Frauen beschäftigt. Vorurteile sind durch Erfahrungen mit Vorgängern vorhanden gewesen, von diesen habe ich mich aber nicht von meinem Weg abbringen lassen. Als ich dann die Betriebsleitung übernommen habe, waren keine Vorurteile mehr zu überwinden.

Vorurteile sind durch Erfahrungen mit Vorgängern vorhanden gewesen, von diesen habe ich mich aber nicht von meinem Weg abbringen lassen.

Verena Hammer
Verena Hammer mit mehreren Mitarbeitenden vor einem PENNY Fahrzeug.
Verena Hammer

Welche Herausforderungen bringt es mit sich, als Frau in einer Männerbastion wie der Logistik verantwortlich tätig zu sein?

Verena Hammer: Für mich ist es ganz normal als fast einzige Frau unter Männern tätig zu sein. Anfangs musste ich sicherlich härter kämpfen und mehr fundierte Argumente liefern, um die Akzeptanz und das Vertrauen der Kollegen zu gewinnen.

Und welche Argumente waren das?

Verena Hammer: Ich mache mehrmals täglich Lagerrundgänge. Wenn ich dabei etwas vorgefunden habe, was nicht in Ordnung war, habe ich das immer direkt angesprochen. Bei Gegenargumenten habe ich dann auch meistens den entsprechenden Beweis geliefert und mir so den nötigen Respekt erarbeitet. Ich denke, dass ein Mann das in dieser Form nicht hätte machen müssen – so hat es gut funktioniert.

Es ist wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Verena Hammer
Verena Hammer mit mehreren Mitarbeitenden vor einem PENNY Fahrzeug.
Verena Hammer

Was ist Ihr persönliches Erfolgsrezept in der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden?

Verena Hammer: In der Zusammenarbeit mit den Kollegen ist die wichtigste Grundvoraussetzung fachlich fit zu sein. Darüber hinaus ist mir sehr wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Ich möchte den Kollegen das Gefühl geben, dass die Themen, die sie an mich herantragen, wirklich ernst genommen werden. Es ist wichtig, sehr gut zuzuhören, wenn man mit Menschen zusammenarbeitet. Das gelingt mir ganz gut. Ich bin vermutlich nicht die typische Chefin.

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