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6. Mai 2022

Zahlungsdienstleister Paymenttools: „Wir sind in einem starken Wachstumsmarkt unterwegs“

Jens Kohnen, Geschäftsführer bei Paymenttools, spricht im Interview über die Vorteile eines eigenen Zahlungsdienstleisters und den Trend zum bargeldlosen Zahlen.

Mit Paymenttools hat die REWE Group im vergangenen Jahr die Lücke zwischen Commercetools, der Plattform für den digitalen Handel, und Fulfillmenttools, das sich um die Abwicklung der Lieferungen kümmert, geschlossen. Im Interview spricht Geschäftsführer Jens Kohnen über die Vorteile eines eigenen Zahlungsdienstleisters und den Trend zum bargeldlosen Zahlen.

Was macht Paymenttools? Welchen Service bieten Sie Händlern?

Jens Kohnen: Paymenttools ist ein Payment Service Provider, also ein Zahlungsdienstleister, der für Händler den bargeldlosen Zahlungsverkehr abwickelt. Wir sorgen dafür, dass Konsument:innen bei unseren Kunden – also den Händlern – bezahlen können, sowohl im stationären Handel oder im E-Commerce. Wir wickeln die Zahlungen ab und sorgen am Ende des Tages dafür, dass das Geld bei unseren Kunden ankommt. Wir wickeln alle marktüblichen Bezahlmethoden ab, wie Kreditkarten, Girocard oder PayPal, aber auch neuere Bezahllösungen wie Apple Pay oder Google Pay.

Porträt von Jens Kohnen
Über:
Jens Kohnen

ist Geschäftsführer von Paymenttools.

Zahlungsdienstleister gibt es viele. Was macht Paymenttools besser oder anders als Mitbewerber?

Jens Kohnen: Als Re-Startup der REWE Group haben wir mit unserem Payment Operating System ein innovatives Zahlungssystem entwickelt, das den Anforderungen der Zukunft gewachsen ist. Das bedeutet: Es kommen stetig neue Technologien, neue Entwicklungen. Wir haben von Anfang an unser System so aufgebaut, dass wir leicht auf diese Änderungen reagieren können. Man könnte sagen, bei uns ist nichts zementiert, sondern geschraubt.

Und was genau bedeutet das für den Bezahlvorgang selbst?

Jens Kohnen: Wir verändern damit die Art und Weise, wie Verbraucher:innen in Europa kanalübergreifend bezahlen – sowohl online als auch offline. Indem wir alle notwendigen Aspekte von der Kreditkarte im E-Commerce bis zur Girocard an der Kasse integrieren und mit Value Added Services, wie zum Beispiel Kundenbindungsprogrammen, anreichern, bieten wir Händler:innen ein Omnichannel-Payment, das sich nahtlos in ihre Consumer Journey integriert. Denn Handel findet nicht mehr nur stationär, sondern eben auch im E-Commerce und vor allem kanalübergreifend statt. Ein Kunde bestellt etwas online und holt es im Laden ab und nutzt damit zwei unterschiedliche Kanäle. Unsere Lösung arbeitet kanalübergreifend.

Paymenttools ist ein Start-up der REWE-Group, bietet seine Dienste aber auch anderen Händlern an. Ist das aus Gründen des Datenschutzes nicht problematisch? Wie können Ihre Auftraggeber sicher sein, dass sensible Kundendaten nicht in die Hände von Konkurrenten geraten?

Jens Kohnen: Wie jeder Zahlungsdienstleister, unterliegen wir bei Paymenttools regulatorischen Anforderungen, die uns nicht ohne Weiteres einen Einblick in sensible Kundendaten erlauben. Darüber hinaus haben wir keinen Einblick etwa in die Warenkörbe der Kund:innen, wir wickeln im Hintergrund „nur“ die Zahlung ab. Ohne Zustimmung – sei es von Konsument:innen, unseren Partnern oder Händlern – werden keinerlei Daten, egal wie sensibel oder nicht, ausgetauscht. Von technischen und regulatorischen Hürden abgesehen, ist für uns ein vertrauensvoller Umgang mit unseren Partnern und Kund:innen die Basis unseres Handelns.

Wir glauben, dass Kund:innen einkaufen wollen und sich weniger Gedanken darum machen, wie sie bezahlen sollen. Welche Bezahlverfahren sich am Markt behaupten können, hängt sehr stark davon ab, ob sie dem digitalen Lifestyle der Kund:innen gerecht werden.

Jens Kohnen
Porträt von Jens Kohnen
Jens Kohnen

Welches sind die größten Herausforderungen, Paymenttools weiterzuentwickeln? Die Technik, die Datenqualität oder vielleicht auch die starke Präferenz der Deutschen für die Barzahlung?

Jens Kohnen: Barzahlungen sind zwar nach wie vor ein beliebtes Zahlungsmittel der Deutschen, aber wir haben nicht zuletzt wegen der pandemischen Situation einen massiven Aufschwung an Kartenzahlungen erlebt. Dazu kommt, dass immer mehr im E-Commerce eingekauft wird, was ebenfalls zu einem Anstieg bargeldloser Zahlungen führt. Wir sind also in einem starken Wachstumsmarkt unterwegs und im Moment ist für uns als Technologie-Unternehmen die größte Herausforderung, gut ausgebildete Mitarbeiter:innen zu gewinnen.

Wie wird sich der Payment-Markt entwickeln? Werden wir in einigen Jahren alle mit dem Handy bezahlen und welchen Stellenwert werden die Barzahlung und auch die Girocard dann haben?

Jens Kohnen: Der Trend zu bargeldlosem Bezahlen wird sich fortsetzen. Auch wird es weitere technische Innovationen geben, die für Konsument:innen den Bezahlvorgang weiter in den Hintergrund rücken. Wir glauben, dass Kund:innen einkaufen wollen und sich weniger Gedanken darum machen, wie sie bezahlen sollen. Welche Bezahlverfahren sich am Markt behaupten können, hängt sehr stark davon ab, ob sie dem digitalen Lifestyle der Kund:innen gerecht werden. Das gilt für die Girocard genau wie für alle anderen Bezahlverfahren auch.

Bargeldlos zahlen: der neue Standard

Einfach und hygienisch, schnell und sicher: Bezahlen per Karte (häufig auch kontaktlos) oder Smartphone wird immer beliebter. Damit das reibungslos funktioniert, tauschen im Hintergrund sogenannte Zahlungsdienstleister Informationen aus und wickeln den Bezahlvorgang in Sekundenschnelle ab.

Die Liebe der Bundesbürger:innen zu Bargeld bröckelt. Nach einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK aus dem Sommer 2021 bevorzugen knapp 60 Prozent der Deutschen im Einzelhandel die Bezahlung mit Karte oder Smartphone. Im Jahr zuvor waren es erst 54 Prozent gewesen. Im Rahmen der GfK-Studie gaben 61 Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten kontaktlos gezahlt zu haben.

Je nach Branche ändert sich das Zahlverhalten mal schneller, mal weniger schnell, aber der Trend zu bargeldlos zeigt sich überall im stationären Einzelhandel. Auch in den Märkten von REWE erfolgten im vergangenen Jahr weit mehr als 40 Prozent aller Transaktionen mit Girocard, Kreditkarte oder via Bezahl-App auf dem Smartphone.

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