Karriere

27. September 2024

„Wir können bei der Integration neuer Mitarbeitender noch besser werden.“

Stefan Fiévet über Stärken und Herausforderungen der alternativen Recruitingwege bei der REWE Group.
Lesezeit: 6 Min.

Stefan Fiévet, Verantwortlicher für das Recruiting Team der Region Nord, sieht sich als Brückenbauer: zwischen Jobcentern, lokalen Bildungsträgern, Märkten der REWE-Group und Teilnehmenden der Teilqualifizierung. Das klappt gut, wenn alle intensiv miteinander kommunizieren. Er stellt aber auch fest: Wir können bei der Integration neuer Mitarbeitender noch besser werden. Und er hat auch Ideen, wie das gelingen kann.

Was sollten interessierte Menschen ohne Ausbildung, die mit Hilfe einer Teilqualifizierung für Verkaufstätigkeiten in REWE- oder PENNY-Märkten in den Beruf zurückfinden wollen, mitbringen?

Stefan Fiévet: Sie müssen ernsthaft motiviert sein, diesen Weg zu gehen. Das findet man besten in einem persönlichen Gespräch heraus. Deshalb schauen wir bei Kandidat:innen, die uns die Jobcenter vorschlagen, weniger auf den Lebenslauf, sondern laden Interessierte zu einer Kennenlern-Veranstaltung ein. Dort stellen auch wir uns als REWE oder PENNY Markt ausführlich vor, denn schließlich müssen auch wir bei den Kandidat:innen als möglicher Arbeitgeber punkten.

Porträt von Stefan Fiévet
Über:
Stefan Fiévet
Teamleiter Recruiting Region Nord

Wo dürfen Kandidati:innen für eine Teilqualifizierung Defizite haben, ohne dass dies gleich zu einem Ausschluss vom Bewerbungsverfahren führt?

Stefan Fiévet: Bei den Sprachkenntnissen sind wir weniger streng, weil wir wissen, mit lokalen Jobcentern und Bildungsanbietern Partner an unserer Seite zu haben, die helfen, diese Defizite abzubauen – etwa, indem im ersten Modul ein berufsbezogener Sprachkurs integriert ist. Wir betrachten Teilnehmende der Teilqualifizierung wie Auszubildende. Also als eine Zielgruppe, denen man Möglichkeiten geben muss, sich auszuprobieren. Dazu gehört, gelegentlich auch einmal ein Auge zuzudrücken, wenn etwas nicht gleich so gut läuft.

Welche Rolle kommt den Bildungspartnern zu?

Stefan Fiévet: Sie sind zum einen Wissensvermittler – nicht nur in fachlichen Dingen, sondern auch wenn es etwa darum geht, Menschen mit Migrationshintergrund die Basics des deutschen Arbeitsmarktes zu vermitteln. Also zum Beispiel, wie man im Fall von Arbeitsunfähigkeit reagiert oder warum Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit einen hohen Stellenwert haben. Zum anderen sind die Mitarbeitenden der Bildungseinrichtungen auch Mentoren und Coaches der Teilnehmenden an der Teilqualifizierung. Ich habe großen Respekt vor dieser Arbeit, denn es ist nicht einfach, sich häufig auch der privaten Probleme der Menschen anzunehmen. Sehr positiv ist, dass die Bildungspartner, ebenso wie die Jobcenter, sich bei Herausforderungen nicht zurücklehnt und uns vermittelt, es handele sich um „unsere“ Kandidat:innen und wir müssten uns kümmern. Stattdessen suchen wir gemeinsam nach Lösungen. Schließlich haben wir dasselbe Ziel: Menschen in wieder in Arbeit zu bringen.

Trotz der guten Begleitung brechen viele Teilnehmende das Programm ab. Warum?

Stefan Fiévet: Zum Beispiel aufgrund der starken Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt. Wenn – wie aktuell zu beobachten – ein Mitbewerber ungelernte Kräfte mit einem stolzen Stundenlohn von 15 Euro lockt, kommt mancher oder manche ins Grübeln, ob es für sie Sinn macht, die Teilqualifizierung zu Ende zu bringen, inklusive Besuch des theoretischen Unterrichts und Kompetenzfeststellung. Anderen Teilnehmenden fällt es schwer, im fortgeschrittenen Alter noch einmal die Schulbank zu drücken. Und dann gibt es auch Fälle, in denen Teilnehmende den theoretischen Unterricht abgebrochen haben, weil Marktleitungen sie aufgrund guter Leistungen nach kurzer Zeit direkt fest eingestellt haben. Richtig ist aber auch, dass wir bei REWE und PENNY noch besser werden müssen bei der Integration der neuen Mitarbeitenden in den Märkten.

Was heißt das konkret?

Stefan Fiévet: In den Märkten ist viel zu tun und die Besetzung ist häufig knapp. Da bleibt mitunter wenig Zeit, Teilnehmende des Qualifizierungsprogramms eng zu begleiten und sie Schritt für Schritt an ihre Aufgaben heranzuführen. Das führt gelegentlich zu Frust und Überforderung. Aus meiner Sicht es zudem wichtig, bei Verfehlungen – etwa Unpünktlichkeit – in ein Gespräch zu gehen und die Ursachen zu erforschen, anstatt gleich eine Abmahnung auszusprechen. Diese Gespräche werden auch durch die sozial pädagogische Betreuung der Bildungspartner unterstützt. Aber natürlich kann man neue Mitarbeitende auch nicht in Watte packen und über alle Verfehlungen hinwegsehen.

Für intensive Gespräche wird in der Hektik des Arbeitstages selten Zeit sein. Wie könnte Integration dennoch besser gelingen?

Stefan Fiévet: Zum Beispiel, indem wir zu Kick-Off-Veranstaltungen zum Thema Teilqualifizierung bei PENNY künftig nicht nur Bezirksleitungen, sondern auch Marktleitungen und Mitarbeitende der Märkte einzuladen. Denn das sind diejenigen, die später im täglichen Miteinander mit den Teilnehmenden des Programms dafür sorgen, dass sie sich gut ins Team einfügen. Möglicherweise helfen dabei auch Patenschaften: Ein Mitarbeitender des Marktes kümmert sich um Sorgen und Nöte eines neuen Kollegen oder einer neuen Kollegin. Und vielleicht macht es auch Sinn, eine Art „Onboarding-Markt“ zu definieren, in dem alle Teilnehmenden einer Qualifizierungsmaßnahme vier Wochen gleichermaßen geschult werden – und erst dann in „ihrem“ Markt mit der Arbeit starten. Alles in allem sollten wir etwas mehr Mut haben, diese Menschen besser anzusprechen, um die Lücken bei den Fachkräften im Verkauf kleiner werden zu lassen. Auch, wenn es zunächst viel Aufwand für das Recruiting, HR, Mitarbeitende, Marktleitungen sowie die Kaufleute bedeutet. Wir investieren hier in die Zukunft!

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