kurz vor Weihnachten hat die Bundesregierung die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgelegten Eckpunkte für die Ernährungsstrategie beschlossen. Damit sollen die Leitlinien für die geplante Ernährungsstrategie der Bundesregierung bestimmt werden, sowohl inhaltlich als auch prozedural. Bis Ende 2023 die Ernährungsstrategie von der Bundesregierung beschlossen wird, müssen aus meiner Sicht einige Eckpunkte kritisch hinterfragt werden.
Für die REWE Group ist seit jeher klar, dass sich die Verbraucher:innen einfacher und schneller für gesunde und ausgewogene Produkte entscheiden können, wenn sie ausreichend und verständlich informiert werden. Als Lebensmitteleinzelhändler sieht sich die REWE Group als wichtigen Akteur bei der Umsetzung einer Transformation des Ernährungssystems. In diesem Kontext befürworten wir das politische Ziel, Verbraucher:innen zu gesunden wie nachhaltigen Ernährungsweisen zu motivieren. Die REWE Group ist sich ihrer Verantwortung bei der Schaffung vorteilhafter Ernährungsumgebungen bewusst. Durch die über Jahrzehnte etablierten Prozesse unseres Qualitätsmanagements ist unser Engagement bei der Beteiligung an entsprechenden Strategien hoch. Unterstützungsangeboten wie etwa Lebensmittelkennzeichnungen kommt eine besondere Bedeutung zu. So haben wir als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland entschieden, den Nutri-Score auf unseren Eigenmarken zu implementieren. Wir sind davon überzeugt, dass der Nutri-Score eine gute Hilfestellung bietet, eine vereinfachte Darstellung und damit eine Orientierungshilfe für die Endverbraucher:innen innerhalb einer Produktgruppe zu geben. Mittlerweile sind über 80 Prozent des Eigenmarken-Sortiments von REWE und PENNY mit dem Nutri-Score gekennzeichnet, bis Mitte des Jahres wollen wir alle Eigenmarken umgestellt haben.
Um eine Nährwertkennzeichnung jedoch in der Breite umzusetzen, braucht es vor allem Erklärungsarbeit bei den Verbraucher:innen, die sich nicht so sehr mit ihrer Ernährung beschäftigen. Der Nutri-Score ist nicht selbsterklärend: Es bedarf umfassender, politisch flankierter Informationskampagnen, um die Wirkweise des Nutri-Scores zu erklären; gerade dann, wenn es – wie es aktuell passiert – Anpassungen im Algorithmus des Nutri-Scores gibt. Dies kann nicht allein Aufgabe der Handelsunternehmen sein.
Um die Vergleichbarkeit innerhalb einer Produktgruppe zu ermöglichen, müssen möglichst viele Produkte mit einem solchen Label gekennzeichnet werden. Neben einigen EU-Mitgliedstaaten, die sich gegen eine Kennzeichnung aussprechen, gibt es immer noch zahlreiche Unternehmen, die den Nutri-Score nicht auf ihren Produkten platzieren möchten. Die REWE Group begrüßt die Anstrengungen der Bundesregierung, sich für ein europaweit einheitliches, verbindliches Nährwertkennzeichen, bestenfalls den Nutri-Score, stark zu machen. Mir ist bewusst, dass diese Debatte in Europa mit vielen Emotionen geführt wird und sich zahlreiche Länder massiv gegen das Modell des Nutri-Scores wehren. Eine Anerkennung des Nutri-Scores in allen europäischen Mitgliedsstaaten halte ich dennoch für ein erstrebenswertes (Zwischen-)Ziel.