Extremwetterereignisse wie Hochwasser, Wasserknappheit und heftige Stürme sind heute keine Seltenheit mehr. Vielmehr stellen sie eine wachsende Bedrohung dar, die durch die anhaltende Klimakrise weiter verschärft wird.
Ein besonders prägnantes Beispiel für diese Entwicklung ist das verheerende Hochwasser in Valencia 2024. Dieses traf nicht nur die Menschen vor Ort schwer, sondern beschädigte auch die Infrastruktur und das fruchtbare Ackerland der Region erheblich. Solche Ereignisse können die Stabilität von Lieferketten ernsthaft gefährden und stellen Erzeuger:innen vor enorme Herausforderungen, da die Bewältigung von Ernteausfällen und finanziellen Verlusten oft mehrere Jahre dauert.
Auch die REWE Group ist von solchen Extremwetterereignissen betroffen. Etwa 20 Prozent ihres Obst- und Gemüsebedarfs werden aus Spanien bezogen, sodass großflächige Ernteausfälle schnell zu Engpässen von Obst- und Gemüsesorten führen können. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Eurogroup, eine Tochtergesellschaft der REWE Group, die unter anderem für den Einkauf von Obst und Gemüse in Spanien verantwortlich ist, das TRES-Erzeugerprogramm ins Leben gerufen. Das Programm, dass 2020 in Valencia mit vier Zitrusfrucht-Erzeuger:innen gestartet ist, zielt darauf ab, den Wissensaustausch und die kooperative Zusammenarbeit mit den Lieferant:innen entlang der Lieferkette zu fördern. Dabei wird nicht nur der Aufbau vielseitiger und nachhaltiger Lieferketten unterstützt, sondern auch aktiv die Versorgungssicherheit gestärkt.
In Spanien sehen wir uns mit immer anspruchsvolleren rechtlichen Vorgaben und klimatischen Extremen konfrontiert. Mit TRES wollen wir unseren Erzeuger:innen helfen, diese Herausforderungen zu meistern und somit die Versorgung von REWE zu sichern
, erklärt auch Rafael Navarro, Leiter des Qualitätsmanagements bei Eurogroup Spanien.
Über:
Rafael Navarro
Leiter des Qualitätsmanagements bei Eurogroup Spanien
Offene Kommunikation und Schulungen für innovative Landwirtschaft
Das TRES-Erzeugerprogramm basiert dabei auf fünf inhaltlichen Säulen: Biodiversität, Düngung, Pflanzenschutz, Wasser und Energie sowie soziale Verantwortung. Der Ansatz des Programms reicht demnach über reine Klimaaspekte hinaus und ist bewusst ganzheitlich angelegt, sodass die jeweiligen Säulen nicht isoliert gedacht werden. Beispielsweise trägt die Anbringung von Vogelschutzkästen zur Förderung der Biodiversität bei. In einem nächsten Schritt ermöglicht sie jedoch auch einen reduzierteren Einsatz von Bekämpfungsmitteln, da die Vögel die biologische Schädlingskontrolle unterstützen und somit das ökologische Gleichgewicht erhalten.
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Programms ist die Schaffung einer interaktiven Kommunikationsplattform. In diesem Rahmen können Produzent:innen regelmäßig an Schulungen teilnehmen und sich über aktuelle Herausforderungen austauschen. Neben den Erzeuger:innen sind ebenfalls Agraringenieur:innen und Mitarbeitende der Eurogroup Spanien anwesend. Rafael Navarro erklärt dazu: Die Erzeuger:innen bringen unterschiedlichste Anliegen mit. Wir bemühen uns, sie zu begleiten, passende Expert:innen für die verschiedenen Herausforderungen zu finden und individuelle Lösungen anzubieten.
Zu Beginn begegneten einige Erzeuger:innen diesem Format jedoch mit Skepsis, da sie befürchteten, dass eigene Ideen von der Konkurrenz kopiert werden könnten. Durch die ersten Erfolge des Programms konnten diese Bedenken jedoch überwunden werden. Heute ermöglichen das gebündelte Wissen aller Beteiligten, Monitoring von Schädlingen und Nützlingen sowie eine regelmäßige Datenerfassung zur Produktivität und Wassernutzung, eine gemeinschaftliche Entwicklung von praktischen Lösungen.
Diese Fortschritte wurden bereits während der Flutkatastrophe in Valencia deutlich. Durch gezielte Bodenanpassungstechniken konnte beispielsweise die Wasserinfiltration verbessert werden, wodurch die Wassermassen besser kontrolliert und größerer Schaden verhindert werden konnte.
Auch bei anderen Extremwettersituationen sind die Erzeuger:innen dank des TRES-Programms besser vorbereitet. So fördern zum Beispiel bewährte Filtertechniken bei Dürre die Wasserspeicherung im Boden, während ein Mehr an Begrünung die Verdunstung minimierten. Obwohl viele dieser Techniken nicht neu sind, kombiniert das Programm sie auf innovative Weise, um maximale Effizienz und Widerstandsfähigkeit zu erreichen.
Messbare Erfolge und erste Expansionen
Die Erfolge des TRES-Erzeugerprogramms sind auch zahlenmäßig belegbar: Innerhalb der ersten drei Jahre erreichten alle teilnehmenden Erzeuger:innen mindestens 60 Prozent der festgelegten Ziele.
Rafael Navarro fasst zusammen: Positive Fortschritte sind in allen fünf Säulen des Programms erkennbar.
Besonders in den Bereichen „Düngung“ und „Pflanzenschutz“ wurden durch den Einsatz organischer Stoffe sowie optimierte Düngungstechniken Verbesserungen erreicht. Dies wiederum führte zu einer Verringerung des CO2-Fußabdrucks. Zudem trug die Modernisierung von Maschinen zur Senkung des Energieverbrauchs in der Produktion bei. Und auch im Bereich „Biodiversität“ steigerten Maßnahmen wie die Installation von Fledermauskästen und Insektenhotels die Effektivität der Schädlingsüberwachung und ökologischer Strukturen.
Eurogroup hat das Programm mittlerweile erfolgreich über Valencia hinaus auf Catalunya und Murcia ausgeweitet. Dabei wurde der Fokus von Zitrusfrüchten in Valencia auf Blattgemüse in Murcia und Steinobst in Catalunya, Murcia und Valencia erweitert. Bis 2028 soll das Programm für jede Obst- und Gemüsewarengruppe einsetzbar sein. In den kommenden Monaten wird das Programm auf die Produktion von Beeren in Huelva sowie Melonen, Wassermelonen und Fruchtgemüse in Almeria erweitert werden. Im Bereich der sozialen Verantwortung wird zudem die Einbindung der Erzeuger:innen in effektive und zugängliche Beschwerdemechanismen, wie beispielsweise Appellando, angestrebt.
Es wird also deutlich, dass das TRES-Programm nicht nur Qualität, sondern auch sorgfältiges Lieferant:innenenmanagement sowie Nachhaltigkeit als zentrale Elemente hervorhebt. Es zeigt, wie die REWE Group kontinuierlich danach strebt, höchste Produktstandards zu erfüllen, ohne dabei soziale und ökologische Verantwortung zu vernachlässigen. Diese stetigen Fortschritte machen das Programm zu einem wegweisenden Modell in der Agrarindustrie und tragen maßgeblich zur nachhaltigen Gestaltung der Landwirtschaft der Zukunft bei.