Nachhaltigkeit

14. September 2023

Nachhaltig bei der Finanzierung: „Wir haben uns für diesen Weg entschieden und werden davon nicht mehr abweichen“

Dr. Klaus Wirbel, Leiter Finanzen und Group Treasury, und Nicola Tanaskovic, Bereichsleiterin Corporate Responsibility, erläutern, warum die REWE Group eine Anleihe platziert hat, deren Konditionen an Nachhaltigkeitsziele geknüpft sind und wofür der Erlös verwendet wird.

Lesezeit: 7 Min.

Nachhaltigkeit und Finanzen gehen bei uns künftig Hand in Hand: Als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler hat die REWE Group erfolgreich ihr Debüt am Kapitalmarkt gegeben und eine Anleihe von 900 Millionen Euro emittiert. Damit einher geht die direkte Verknüpfung des Nachhaltigkeitsengagements mit der Unternehmensfinanzierung. Wie das funktioniert, erklären Dr. Klaus Wirbel, Leiter Finanzen und Group Treasury, und Nicola Tanaskovic, Bereichsleiterin Corporate Responsibility, im Interview.

Porträt von Nicola Tanascovic (links) und Klaus Wirbel (rechts) auf Hintergrund mit Bäumen von oben im Nebel

Nicola Tanaskovic, Bereichsleiterin Corporate Responsibility, und Dr. Klaus Wirbel, Leiter Finanzen und Group Treasury, im Interview.

Die REWE Group hat echtes Neuland betreten, was ihre Finanzierungsstrategie betrifft: Als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler haben wir erfolgreich unser Debüt am Kapitalmarkt gegeben und uns ein Investitionsvolumen von 900 Millionen Euro gesichert. Dr. Klaus Wirbel, Leiter Finanzen und Group Treasury, und Nicola Tanaskovic, Bereichsleiterin Corporate Responsibility, erläutern, warum die REWE Group eine Anleihe platziert hat, deren Konditionen an Nachhaltigkeitsziele geknüpft sind und wofür der Erlös verwendet wird.

Wenn es um Sortimente und Services geht, steht Nachhaltigkeit schon seit vielen Jahren ganz oben auf der Agenda der REWE Group. Jetzt haben wir unsere Strategie für nachhaltiges Wirtschaften mit der Unternehmensfinanzierung verknüpft und als Erster im deutschen Lebensmittelhandel einen so genannten Sustainability-Linked Bond erfolgreich platziert. Was ist das genau?

Klaus Wirbel: Bei einem Sustainability-Linked Bond, kurz SLB, handelt es sich um eine Anleihe, bei der wir den Investoren neben den Zinszahlungen auch die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen versprechen. Konkret haben wir zugesagt, bis zum Ende der siebenjährigen Laufzeit der Anleihe die Kohlenstoffemissionen derjenigen Konzerngesellschaften zu reduzieren, die zusammen die größten Emissionen der REWE Group ausmachen, nämlich REWE und PENNY in Deutschland.

Nicola Tanaskovic: Dabei haben wir uns sehr ambitionierte Ziele gesetzt: Bezogen auf die Emissionen, die aus unserem eigenen Geschäftsbetrieb resultieren, also zum Beispiel aus dem Verbrauch von Strom, Wärme und Treibstoff für Fahrzeuge sowie Kältemittelverlusten, streben wir bis 2030 eine Verringerung um 42 Prozent an. Fachleute sprechen bei diesen in hohem Maß selbst zu beeinflussenden Emissionen von Scope 1 und Scope 2. Dagegen sind mit Scope 3 jene Emissionen gemeint, die durch Emissionen von Zulieferern bei der Herstellung der Produkte sowie durch Transport und Verpackung verursacht werden. Auch hier streben wir bis 2030 eine Reduktion um 42 Prozent an, bzw. rund 30 Prozent bei den am schwersten zu adressierenden landwirtschaftlichen Emissionen. Angesichts der Komplexität unserer Lieferketten ist vor allem das sehr ehrgeizig.

Porträt von Klaus Wirbel

Über:

Dr. Klaus Wirbel

Group Director Finance bei der Rewe Group

Porträt von Nicola Tanaskovic

Über:

Nicola Tanaskovic

ist Bereichsleiterin für Corporate Responsibility bei der REWE Group.

Wieso haben wir uns gerade diese Vorgaben gesteckt?

Nicola Tanaskovic: Mit den gewählten Zielwerten verpflichten sich REWE und PENNY in Deutschland zu ambitionierten und wissenschaftsbasierten Klimazielen nach dem aktuellsten Standard der Science Based Targets initiative (SBTi). Dieser anerkannte Standard zahlt auf die im Pariser Klimaschutzabkommen festgesetzten Ziele ein. Weltweit sind bereits mehrere tausend Unternehmen bei der SBTI registriert.

Warum emittieren wir überhaupt eine solche nachhaltigkeitsgebundene Anleihe?

Klaus Wirbel: Das Thema der nachhaltigen Entwicklung von Unternehmen spielt auch für Banken und Investoren eine immer größere Rolle. Die Geldgeber wollen wissen, wofür das Geld verwendet wird und welche Folgen ein Investment mit Blick auf die Nachhaltigkeit hat. Für diese Investoren möchten wir ein Angebot machen.

Honorieren die Kreditgeber das Versprechen, nachhaltige Ziele einzuhalten mit günstigeren Konditionen?

Klaus Wirbel: Die im Zusammenhang mit der Emission der Anleihe vereinbarte Zinshöhe weicht nicht nennenswert vom Marktniveau ab. Allerdings fordert ein immer größerer Teil der Investoren Finanzierungsinstrumente, die mit Nachhaltigkeitszielen verknüpft sind. Wer hier keine entsprechenden Angebote macht, wird schon bald immer weniger Resonanz auf dem Kapitalmarkt finden. Und ein kleineres Angebot bedeutet zumeist einen höheren Preis, also einen höheren Zins.

Was passiert, wenn wir die vereinbarten Vorgaben nicht erreichen?

Klaus Wirbel: Auf dem Weg dorthin haben wir Zwischenziele gesetzt, die wir jährlich überprüfen und auch auditieren lassen. Das schafft Transparenz und zeigt uns zu jeder Zeit, wo wir stehen. Sollten wir wider Erwarten das finale Ziel nicht erreichen, wird am Ende der Laufzeit der Anleihe ein Premium – also ein Aufschlag – fällig.

Warum hat sich die REWE Group nicht für die Ausgabe eines Green Bond entschieden, also einer Anleihe, deren Erlöse ausschließlich für nachhaltige Projekte verwendet wird?

Klaus Wirbel: Der Sustainability-Linked Bond gibt uns mehr Freiheit bei der Verwendung der Mittel. Die REWE Group hat einen hohen Investitionsbedarf, um den laufenden Herausforderungen gerecht zu werden und die umfangreichen Anforderungen an Transformation, nicht zuletzt in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, zu stemmen.

Wofür werden die Mittel verwendet, die unserem Unternehmen aus der Bond-Transaktion zufließen?

Klaus Wirbel: Der Erlös trägt dazu bei, die anstehenden Investitionen, beispielsweise in den Ausbau unserer Logistikinfrastruktur, die Expansion oder den Erwerb von Immobilien sowie innovative Projekte zu finanzieren…

Nicola Tanaskovic: …und natürlich werden wir einen Teil der Mittel auch dafür verwenden, unser Geschäft noch nachhaltiger auszurichten. Hierzu zählt etwa der Bau von Green Buildings, die Optimierung der Kühltechnik oder Investitionen in nachhaltiges Bauen. Ein hoher Finanzbedarf ergibt sich auch aus der Umstellung der LKW-Flotte auf alternative Antriebe, die voraussichtlich jedoch erst in einigen Jahren in nennenswertem Umfang verfügbar sein werden.

Welchen Stellenwert werden Sustainability-Linked Bonds im künftigen Finanzierungsmix der REWE Group einnehmen?

Klaus Wirbel: Der Anleihemarkt ist ein Markt, der zur Größe der REWE Group passt. Wir sind froh, nun den Zugang zu diesem Segment geschafft zu haben und möchten dort auch künftig aktiv werden. Und selbstverständlich werden wir mögliche weitere Anleihen immer wieder auch mit Nachhaltigkeitszielen verknüpfen. Wir haben uns für diesen Weg entschieden und werden davon nicht mehr abweichen. Das erwarten auch unsere Partner am Kapitalmarkt. Künftig werden wir aber auch andere Finanzierungsinstrumente, wie beispielsweise Bankkredite, wenn möglich mit einer Nachhaltigkeitskomponente verbinden.

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