Sortiment

22. September 2022

„20 Prozent unserer Kund:innen wünschen sich an der Bedientheke ein veganes Sortiment“

REWE bringt vegane Ersatzprodukte jetzt auch an die Bedientheke. Zielgruppe sind insbesondere auch Fleischesser:innen. Alexander Rußler, Projektleiter Strategie vegan & vegetarisch, erklärt warum.
Lesezeit: 7 Min.

Viele Kund:innen schätzen den Einkauf an der Bedientheke im Supermarkt. Vegane Alternativen sind dort jedoch kaum zu finden – bis jetzt. Warum REWE das Sortiment ab sofort in ausgewählten Märkten erweitert, an wen sich das Angebot richtet und wie sich das Segment in Zukunft entwickeln könnte: wir haben mit Alexander Rußler, Projektleiter Strategie vegan & vegetarisch, gesprochen.

Herr Rußler, in vielen REWE-Märkten gibt es bereits ein breites veganes und vegetarisches Sortiment. Warum nun der Schritt zu einer veganen Theke?

Alexander Rußler: Das ist richtig: Wir haben bereits in den vergangenen Monaten unsere veganen und vegetarischen Sortimente in den Selbstbedienungs-Bereichen ausgebaut – zum Beispiel bei Milchersatzprodukten, Fleisch-, Wurst-, Käse- und Fischersatz sowie Convenience-Alternativen. Auch im Bereich Trockensortiment und Tiefkühl wurden die Sortimente optimiert. Aber für uns als Vollsortimenter spielt eben auch die Bedienungstheke eine wichtige Rolle. Deshalb war es nur eine logische Folge, dass wir zur Abrundung unserer veganen Sortimentskompetenz auch vegane Alternativprodukte in der Frischetheke anbieten wollten. Übrigens haben wir dazu vorher auch unsere Kund:innen befragt, was sie sich für unsere Bedienungstheken wünschen: 20 Prozent der Befragten würden dort gerne pflanzliche Alternativprodukte kaufen.

Porträt von Alexander Rußler
Über:
Alexander Rußler

ist Projektleiter Strategie vegan & vegetarisch bei der REWE Group.

Auf welche Kund:innen zielt das Angebot vorwiegend ab? Sind das Menschen, die auch Fleischwaren kaufen, oder die bereits vegan oder vegetarisch leben?

Alexander Rußler: Diese Frage hat uns auch lange beschäftigt. Aus dem veganen SB-Bereich wissen wir, dass vorwiegend Veganer:innen, Vegetarier:innen und Flexitarier:innen diese Produkte kaufen. Aber mit dem anhaltenden veganen Trend zeigen die Beobachtungen, dass mittlerweile auch zunehmend andere Kund:innen offen für vegane und vegetarische Alternativen sind. Da diese Omnivoren ebenso wie die Flexitarier bereits an den Bedienungstheken einkaufen, zielen wir in erster Linie auf diese große Gruppe ab. Deshalb erfolgt die Platzierung auch an einem zentralen Punkt der Bedienungstheke, zum Beispiel neben Käse oder Feinkost. Zusätzlich freuen wir uns, wenn wir auch Veganer:innen und Vegetarier:innen durch das neue Sortiment an die Theke locken können.

Frische, vegane Produkte in der Bedientheke sollen noch mehr Lust auf eine vegane Ernährung machen.

Alexander Rußler, Projektleiter Strategie vegan & vegetarisch, erklärt wieso die vegane Theke in den REWE Märkten ein wichtiger Schritt zu nachhaltigerer Ernährung ist.

In ausgewählten Märkten finden Kund:innen eine große Auswahl veganer Produkte in der Bedientheke.

Was schätzen Sie: Gehen Veganer: innen tatsächlich an die Bedienungstheke, die bisher ja nicht relevant für ihren Einkauf war?

Alexander Rußler: Es wird sicherlich nicht ganz leicht, die Veganer:innen unter unserer Kundschaft an die Bedienungstheke zu ziehen. Zumal dort im Umfeld weiterhin die tierischen Produkte dominieren. Aber mehr Erkenntnisse dazu werden wir erst über einen längeren Zeitraum durch Beobachtungen in den Testmärkten gewinnen. Es gibt außerdem ein gutes Argument für den Einkauf an der Theke: Kund:innen können Mehrweg-Behältnisse nutzen und es fällt weniger Verpackungsmüll an. Und sie können sich rund um die Produkte beraten lassen und genau die Portionen kaufen, die sie auch benötigen.

Welche Produktpalette bieten Sie an?

Alexander Rußler: Wir bieten zum Start 34 Artikel an. Alle Produkte sind mit dem V-Label von ProVeg zertifiziert worden und rein vegan. Die Auswahl umfasst pflanzliche Alternativprodukte für Fleisch, Wurst, Käse und Fisch. Im Angebot sind zum Beispiel vegane Salami und vegane Leberwurst, vegane Grillspieße und veganes Steak, verschiedene gereifte Käsealternativen oder auch vegane Feinkostsalate. Auf diese Weise gelingt es uns, unsere konventionelle Bedienungstheke – natürlich deutlich kleiner – in veganer Art zu spiegeln.

Welche Herausforderungen gab es bei der Implementierung?

Alexander Rußler: Mit dem veganen Bedienungssortiment sind wir einer der „First Mover“ im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Wir konnten also auf wenig Wettbewerbsbeobachtungen oder Erfahrungen zurückgreifen. Die erste Herausforderung war die Auswahl der richtigen Artikel für die Theke. Die ausgewählten Produkte standen zudem noch nicht als Bedienungsware zur Verfügung, da die Industrie bisher eher für den SB-Bereich produziert hat. Und im Anschluss war noch die Zertifizierung durch ProVeg zu durchlaufen. Aber auch andere vertriebliche Themen stellten uns vor Herausforderungen, da es sich ja um eine komplett neue Warengruppe handelt. Dazu gehört eben auch die Vermeidung von tierischer Kontamination bei den veganen Waren.

Wie sorgen Sie dafür, dass das vegane Sortiment strikt von der konventionellen Theke getrennt ist?

Alexander Rußler: Das gelingt in der Theke durch den Einsatz von Trennscheiben zu den angrenzenden Sortimenten. Auch werden die veganen Artikel in eigenen, mintgrünen Schalen platziert, es werden extra Bretter und Besteck verwendet, und die Lagerung erfolgt natürlich auch separat. Und ganz wichtig: Unsere Mitarbeiter:innen, die an der veganen Theke arbeiten, wurden speziell im Umgang mit der Ware geschult.

Wonach wurden die teilnehmenden Märkte ausgewählt?

Alexander Rußler: Wir haben zunächst für alle Märkte die „Vegan-Affinität“ anhand der SB-Waren ausgewertet. Die Regionen haben dann ihre Testmärkte selbst festgelegt. Besonders gefreut hat uns, dass viele Kaufleute proaktiv auf uns oder ihre Region zugegangen sind, nachdem sie von dem Testvorhaben gehört hatten, um daran teilnehmen zu können.

Was bedeutet der Test für die Mitarbeitenden an der Theke?

Alexander Rußler: Das Sortiment ist sicherlich am Anfang sehr beratungsintensiv und wird auch durch die Empfehlungen von unseren Verkäufer:innen erst ins Bewusstsein der Kunden rücken. Um einen bestmöglichen Start und Beratung zu gewährleisten, wurden die Bereichsleiter:innen und Mitabeiter:innen in Schulungen abgeholt. Die Schulungen wurden durch eine Verkostung aller 34 Artikel begleitet. Dadurch konnten viele Teilnehmer:innen positiv vom Geschmack überzeugt werden.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der pflanzlichen Fleisch- und Wurst-Alternativen im Handel? Inwiefern sehen Sie noch Potenzial?

Alexander Rußler: Hier hat sich in den vergangenen Monaten und Jahren sehr viel getan. Sowohl die bekannten Hersteller als auch diverse Start Ups arbeiten an neuen Produkten und der Weiterentwicklung der bestehenden Produkte. Gerade im Bereich des Fleischersatzes stehen uns in den nächsten Jahren wohl noch große Überraschungen bevor. Potenzial liegt sicherlich noch in der Abrundung des Geschmacks, wobei das natürlich immer am Gaumen der Kundschaft liegt.

Wie geht es nach der Testphase weiter?

Alexander Rußler: Wir werden im Testzeitraum bis Ende des Jahres sicherlich viele neue Erkenntnisse gewinnen, die noch nicht absehbar sind – erst wenn wir alle Ergebnisse ausgewertet haben, entscheiden wir, wie es weitergeht.

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