Sortiment

15. Februar 2022

Mit Ecken und Kanten auf Erfolgs­kurs: PENNY Bio-Helden gegen Food­waste

Als Pionier der Branche führte PENNY 2016 die Naturgut Bio-Helden ein. Seitdem schreibt das Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern eine Erfolgsgeschichte.
Lesezeit: 11 Min.

Gestartet vor sechs Jahren mit 13 Obst- und Gemüsesorten, können PENNY-Kund:innen mittlerweile aus bis zu 37 Bio-Helden wählen. Wieso PENNY seit 2016 darauf setzt, durch unförmige Kartoffeln oder narbige Tomaten Verbraucher:innen für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren, erläutert Patricia Hirsch, Einkaufsleiterin Ultrafrische 1 – Obst, Gemüse, Blumen, Pflanzen, im Interview.

Schrumpelige Äpfel, krumme Möhren, verfärbte Zitronen – Verformungen, Schalenfehler oder Farbabweichungen haben keinerlei Einfluss auf Geschmack oder Qualität bei Obst und Gemüse. Das ist weithin bekannt. Eigentlich. Sehr oft geht der Griff beim Einkaufen dennoch eher zu den makellosen Pendants. Wieso? Nicht zuletzt, weil Obst und Gemüse „mit Charakter“ bis vor ein paar Jahren im Supermarkt oder Discounter nicht zu finden war.

Dies hat sich 2016 geändert: PENNY führte als Pionier der Branche die Naturgut Bio-Helden in seinen bundesweit rund 2.200 Märkten ein und setzte damit ein deutliches Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. Dass das Thema Foodwaste auch bei Kund:innen immer öfter Einfluss auf ihr Konsum- und Einkaufsverhalten hat, zeigt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Verkaufszahlen des nicht-perfekten Sortiments: Die verkauften Mengen steigen im Schnitt pro Jahr um rund sechs Prozent. Mit einer Ausnahme: Das letzte Jahr stellte mit einem Zuwachs von mehr als 27 Prozent ein Rekordjahr für die Bio-Helden dar.

Eine Erfolgsgeschichte also, die dennoch eher als Experiment begann …


Interview: „Paprika oder Gurken müssen eben nicht aussehen wie aus dem Hochglanzprospekt, um gut zu schmecken“

Als ehrgeiziges Projekt gestartet, ist Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern aus dem PENNY-Sortiment mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Patricia Hirsch leitet den Bereich Ultrafrische – Obst, Gemüse, Blumen, Pflanzen und hat die Reise der Naturgut Bio-Helden von der Idee bis ins Regal begleitet. Im Interview erzählt sie, wieso PENNY 2016 diesen Schritt gewagt hat, wie sich die Zusammenarbeit mit den beteiligten Landwirt:innen entwickelt hat und was in Zukunft noch geplant ist.

Porträt von Patricia Hirsch

Über:

Patricia Hirsch

ist Einkaufsleiterin Ultrafrische 1 – Obst, Gemüse, Blumen, Pflanzen bei PENNY.

Obst und Gemüse mit äußerlichen Makeln wie Schalenfehlern fand man vor einigen Jahren noch höchstens im Bioladen, aber nicht in Supermärkten oder Discountern. Warum hat PENNY dennoch bereits 2016 diesen Weg eingeschlagen und die Naturgut Bio-Helden ins Sortiment aufgenommen?

Patricia Hirsch: Wir stehen in sehr engem Austausch mit unseren Landwirtinnen und Landwirten, sodass wir durch sie den Bedarf für ein Konzept für nicht perfektes Bio-Obst und -Gemüse schon früh erkannt haben. Denn was man wissen muss: Obst und Gemüse in Bio-Qualität wird ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz und ohne mineralischen Dünger angebaut, sodass es hier naturgegeben vermehrt zu äußerlichen Schalenfehlern, krummen Früchten oder Verfärbungen kommen kann. Qualitativ haben diese vermeintlichen Makel keinerlei Auswirkungen, sodass wir uns bewusst dafür entschieden haben, auch diese aufwendig erzeugten und äußerlich vielleicht nicht perfekten Früchte mit in die Frischvermarktung zu nehmen – mit dem klaren Ziel der Vermeidung von Foodwaste. Dabei ist es wichtig, dass die Bio-Helden nicht separat verpackt werden, sondern einfach zum „normalen“ Bio-Sortiment beigemischt werden – mal ist der Anteil höher, mal niedriger. So ist es auch für unsere Landwirtinnen und Landwirte die beste Lösung, weil sie sich eine aufwändige separate Sortierung ersparen. Mit diesem Ansatz, keine separate Sortierung vorzugeben, sind wir Vorreiter in der Vermarktung von Bio-Obst und Gemüse in Deutschland.

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auch diese aufwendig erzeugten und äußerlich vielleicht nicht perfekten Früchte mit in die Frischvermarktung zu nehmen – mit dem klaren Ziel der Vermeidung von Foodwaste.

Patricia Hirsch
Porträt von Patricia Hirsch
Patricia Hirsch

2016 noch testweise eingeführt, sind die Bio-Helden mittlerweile bei PENNY eine feste Größe. Wie hat sich die Akzeptanz der Kund:innen seitdem entwickelt – kam Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern von Anfang an gut an?

Patricia Hirsch: Neben der Vermeidung von Foodwaste war es uns von Beginn an wichtig, unsere Kundinnen und Kunden kommunikativ mitzunehmen. Bei einem solchen, damals noch sehr neuen, Thema sind Sensibilisierung und Aufklärung das A und O – zum Beispiel über unseren PENNY-Prospekt, unser Kundenmagazin, aber auch über das Markt-Radio und unsere Social-Media-Kanäle. So haben wir von Anfang an und auch seit mittlerweile fast sechs Jahren große Zustimmung bei unseren Kundinnen und Kunden erfahren.

Zudem sprechen die Abverkäufe ja auch für sich: Diese können jährlich gesteigert werden, ohne dass sich die Verlustquote verschlechtert. Das ist für uns ein klares Zeichen dafür, dass unsere Kund:innen auch krummes Obst und Gemüse kaufen und nicht liegen lassen.

Auf welche Resonanz stieß das Projekt bei den beteiligten Landwirt:innen? Wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt?

Patricia Hirsch: Die Resonanz war durchweg positiv, schließlich kam ja auch der Bedarf für ein solches Konzept aus der Landwirtschaft. Auch heute noch stehen wir in regelmäßigem Austausch mit unseren Landwirtinnen und Landwirten, machen gemeinsame Workshops und überlegen zusammen, was wir in Zukunft noch besser machen können.

 

Auch heute noch stehen wir in regelmäßigem Austausch mit unseren Landwirtinnen und Landwirten, machen gemeinsame Workshops und überlegen zusammen, was wir in Zukunft noch besser machen können.

Patricia Hirsch
Porträt von Patricia Hirsch
Patricia Hirsch

Seit 2018 finden PENNY-Kund:innen neben Bio-Helden auch Junior-Helden im Obst- und Gemüseregal. Was steckt hinter diesem Projekt und wieso hat PENNY es ins Leben gerufen?

Patricia Hirsch: Mit den Naturgut Junior-Helden unterstützt PENNY seit April 2018 Bäuerinnen und Bauern, die auf die ökologische Landwirtschaft umgestellt haben, aber aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Umstellungszeit noch kein Bio-Zertifikat tragen dürfen. Nehmen wir mal als Beispiel den Apfelanbau: Möchte ein Betrieb von konventioneller Erzeugung auf biologische Landwirtschaft umstellen, muss er drei Jahre lang nach Bio-Richtlinien anbauen, darf seine Ernte in dieser Zeit aber noch nicht als Bio-Ware verkaufen. Er bekommt also für seine aufwendig biologisch erzeugte Ware nur den Preis für konventionelle Ware. Aus diesem Grund bietet PENNY den Landwirtinnen und Landwirten mit dem Verkauf der Junior-Helden eine Vermarktungsgrundlage, die sich zwischen konventioneller und Bio-Ware einordnet. So wird ein größerer Anreiz geschaffen, auf die ökologische Landwirtschaft umzustellen und die stetig steigende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln kann bedient werden.

Bei den Bio-Helden stehen neben der Vermeidung von Foodwaste auch andere Aspekte im Fokus …

Patricia Hirsch: Genau, bei den Bio-Helden spielt auch das konzernweite Ziel, alle Eigenmarken-Verpackungen der REWE Group bis Ende 2030 umweltfreundlicher zu gestalten, eine wichtige Rolle. Deshalb haben wir vor etwa zwei Jahren nahezu alle Verpackungen der Bio-Helden auf eine plastikfreie Alternative umgestellt oder bieten diese direkt unverpackt an. Wir nutzen umweltfreundlichere Alternativen wie Papp- und Papier-Verpackungen, Zellulosenetze oder Banderolen und Sticker und sparen so pro Jahr allein bei den Bio-Helden 50 Tonnen Plastik ein.

Zudem legen wir einen großen Fokus auf die regionale Beschaffung unserer Bio-Helden und bieten diese, wenn möglich, aus der Region an. Bei Produkten, die in Deutschland nicht wachsen, wie zum Beispiel die Avocado, verzichten wir auf Übersee-Ware, sondern beziehen diese aus Südeuropa, unter anderem von der Costa Tropical in Spanien.

Die Naturgut Bio-Helden Kartoffeln in einem Netz

Der Startschuss fiel vor sieben Jahren: Anfangs aus 13 Obst- und Gemüsesorten, können PENNY-Kund:innen mittlerweile aus bis zu 37 Bio-Helden wählen.

Zurück zum Aspekt der Lebensmittelverschwendung: Wie hat sich das Thema seit Einführung der Bio-Helden bei PENNY entwickelt, wie zahlt die Vermarktung auf eine konkrete Foodwaste-Vermeidung ein?

Patricia Hirsch: Das Thema Foodwaste muss man immer aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Wir setzen mit unseren Bio-Helden auf der Ebene der Landwirtinnen und Landwirten an und reduzieren hier konkret Foodwaste, indem wir ihnen Obst und Gemüse mit Makeln abnehmen und in den PENNY-Märkten anbieten. Je nach Warengruppe kann so bis zu fünf Prozent Foodwaste vermieden werden. Das hört sich erstmal nicht viel an, macht aber auf die Gesamtmenge viel aus. In unseren Märkten verkaufen wir im Schnitt über 98 Prozent unserer Lebensmittel. Fast alles, was übrigbleibt und noch verzehrbar ist, stellen wir kostenlos deutschlandweit den Tafelinitiativen zur Verfügung.

Daher bleibt als dritter, sehr wichtiger Punkt, die Aufklärung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Neben den Bio-Helden haben wir hier zum Beispiel die Initiative „Riechen. Probieren. Schmecken.“, die Reduzierung von Lebensmitteln kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums oder auch viele Resterezepte auf der PENNY-Website. All diese Maßnahmen tragen gemeinsam dazu bei, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden.

Gestartet mit 13 Produkten bietet PENNY mittlerweile saison- und ernteabhängig bis zu 37 Bio-Helden an – darunter auch Exoten, wie in Europa angebaute Avocado oder Mini-Wassermelonen. Gibt es „Dauerbrenner“ im Sortiment und wie geht es weiter mit den „Helden mit Makeln“?

Patricia Hirsch: Die absoluten Bio-Helden-Lieblinge unserer Kundinnen und Kunden sind immer noch die Bio-Karotte, Bio-Banane und die Bio-Gurke. Daneben haben wir aber auch „Newcomer“, bei denen wir eine stark gestiegene Nachfrage feststellen, zum Beispiel unsere Bio-Cherry Romatomaten oder der Bio-Hokkaidokürbis. Wir merken, dass die Nachfrage nach Bio-Obst und -Gemüse kontinuierlich steigt und werden unseren Kundinnen und Kunden hier auch in Zukunft ein breites Sortiment bieten.

Noch weiter in die Zukunft geblickt: Wird PENNY seinen Kund:innen eines Tages ausschließlich krummes Obst und Gemüse anbieten? Oder anders gefragt: Werden noch mehr Verbraucher:innen zur Vermeidung von Foodwaste zu krummen Gurken oder grünen Zitronen greifen?

Patricia Hirsch: Ausschließlich krummes Obst und Gemüse müssen wir gar nicht anbieten, weil die Notwendigkeit auf Seiten der Landwirtschaft nicht besteht. Aber unser langfristiges Ziel ist es sicher, ein Verständnis dafür zu schaffen, dass gute Qualität nicht allein durch das Aussehen der Früchte bestimmt wird. Alle, die selbst beispielsweise Äpfel oder Tomaten in ihrem Garten oder auf dem Balkon anbauen und ernten, werden schon die Erfahrung gemacht haben, dass das Obst und Gemüse meist kleiner oder verformter ist, aber trotzdem sehr lecker und aromatisch schmeckt. Paprika oder Gurken müssen eben nicht aussehen wie aus dem Hochglanzprospekt, um gut zu schmecken.

Naturgut Bio-Helden weiter auf Erfolgskurs

Seit 2016 bietet PENNY mit den Bio-Helden seinen Kund:innen Bio-Obst und -Gemüse an, das zwar außergewöhnlich aussieht, seinen fehlerlosen Verwandten aber qualitativ in nichts nachsteht. Seitdem entwickeln sich die verkauften Mengen durchweg positiv. Gestartet mit 13 Bio-Helden können Verbraucher:innen mittlerweile saison- und ernteabhängig aus bis zu 37 wählen. Alleine im vergangenen Jahr konnte PENNY einen Umsatzsprung von über 27 Prozent bei den Bio-Helden verzeichnen.

Seit 2018 erweitern zudem die Naturgut Junior-Helden die Helden-Familie. Mit diesen Helden unterstützt PENNY Landwirt:innen, die auf Bio-Landwirtschaft umgestellt haben, aber wegen der gesetzlich festgelegten Umstellungszeit noch kein Bio-Zertifikat tragen und deshalb für ihr ökologisch angebautes Obst und Gemüse nur den Preis konventioneller Produkte aufrufen dürfen. Für die Junior-Helden zahlt PENNY ihnen einen Aufpreis, der zwischen dem Preis konventioneller und Bio-Ware liegt.

Für sein Engagement gegen Foodwaste wurde PENNY für die Naturgut Bio-Helden sowie die Kampagne zum Mindesthaltbarkeitsdatum „Kostbares Retten“ 2019 mit dem Zu gut für die Tonne! Bundespreis ausgezeichnet.

PENNY verfolgt mit den Bio-Helden zum einen die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, leistet aber auch einen konkreten Beitrag dazu, das Verpackungsziel der REWE Group zu erreichen – 100 Prozent umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen bis Ende 2030. Dafür wurden nahezu alle Verpackungen der Bio-Helden auf eine plastikfreie Alternative umgestellt oder werden, wo möglich, direkt unverpackt angeboten. So können jährlich allein bei den Bio-Helden 50 Tonnen Plastik eingespart werden.

Weiterlesen

Die REWE Group auf

Auf unserem LinkedIn-Kanal informieren wir über aktuelle Entwicklungen in der REWE Group sowie der Branche – von Digitalisierung bis Nachhaltigkeit.