Karriere

17. Mai 2021

Karriere im Ausland: Nur Mut!

Als internationales Unternehmen bietet die REWE Group ihren Mitarbeiter:innen zahlreiche Karrierechancen im Ausland. Warum sich der Schritt vor allem für Nachwuchskräfte lohnt.
Lesezeit: 11 Min.

Lohnt es sich, den Arbeitsplatz in Deutschland gegen eine Tätigkeit im Ausland zu tauschen? Was dafür spricht, verrät Christoph Matschke, Vorstand REWE International AG, im Interview. Caroline Horn hingegen hat den Sprung schon gewagt: Sie wechselte 2017 als Referentin in die Personalabteilung zu PENNY nach Ungarn. Heute ist sie dort Head of Human Resources.

Wir bei der REWE Group sind in 22 europäischen Ländern aktiv. In Asien verfügen wir über Standorte in Hong Kong, Shanghai, Bangkok sowie in Istanbul und unsere Reise-Tochter DER Touristik ist ohnehin überall auf der Welt tätig. So viel Internationalität eröffnet Chancen – auch für die Karrieren unserer Mitarbeiter:innen. Bereits unseren Auszubildenden eröffnen wir die Möglichkeit, Erfahrungen in einem anderen Land zu sammeln. Trainees können das Basisgeschäft im Ausland kennenlernen und später Projektkoordinationen in Ländern übernehmen, in denen die REWE Group tätig ist.

Für unsere Expansion im Ausland suchen wir immer wieder einsatzfreudige Fach- und Führungskräfte, die gerne über den Tellerrand hinausblicken und sowohl beim Ausbau bestehender als auch beim Aufbau neuer Standorte aktiv mitzuhelfen.

Die persönliche Entscheidung, sich derartigen Herausforderungen zu stellen, will gut überlegt sein, denn der Einsatz dauert länger als ein Urlaub. In einem anderen Land zu leben und zu arbeiten, heißt auch, sich an die kulturellen Gegebenheiten zu gewöhnen – ja anzupassen. Pioniergeist, Kreativität und Offenheit sind gefragt. Wer sich darauf einlässt, erhält die Chance, seinen Horizont zu erweitern und sich beruflich wie persönlich weiterzuentwickeln.

Im Interview verrät Christoph Matschke, Vorstand REWE International AG, einen weiteren Grund, weshalb es lohnend sein kann, seinen Arbeitsplatz in Deutschland gegen eine Tätigkeit im Ausland zu tauschen. Caroline Horn hat den Sprung gewagt. Sie wechselte 2017 als Referentin in die Personalabteilung zu PENNY nach Ungarn. Heute ist sie dort Head of Human Resources.

„Nicht lange abwägen, machen!“

Christoph Matschke, Vorstand REWE International AG, über die Bereitschaft junger Leute im Ausland zu arbeiten, Rückkehrgarantien für Expats sowie die Pflichten eines Arbeitgebers.

Ein Porträt von Christoph Matschke

Über:

Christoph Matschke

ist ehemaliger Personalvorstand bei REWE International.

Ob Italien, Rumänien oder zum Beispiel auch Ungarn – die REWE Group ist in vielen spannenden europäischen Ländern vertreten. Warum könnte es für Nachwuchskräfte aus Deutschland oder Österreich interessant sein, eine Zeitlang im Ausland zu arbeiten?

Christoph Matschke: Die übliche nach wie vor zutreffende Antwort auf diese Frage lautet: Weil eine Tätigkeit im Ausland den Horizont erweitert und dazu beiträgt, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Aber es gibt noch einen weiteren, REWE-spezifischen Grund…

Und der ist?

Christoph Matschke: Wer seinen Platz an den Konzernstandorten Köln oder Wien gegen einen Job bei einer Landesgesellschaft tauscht, wechselt in eine kleine Organisation mit zwei oder drei Geschäftsführern an der Spitze und vielleicht zehn oder zwölf Abteilungsleitern. Dieses Management stemmt das gesamte Geschäft, von der Strategie bis ins Regal. In einem solchen Umfeld können Nachwuchskräfte sehr unmittelbar erleben, wie unser Unternehmen funktioniert. Und sie haben die Chance, rasch Verantwortung zu übernehmen und Dinge zu bewegen.

Für viele junge Leute scheint das nicht Anreiz genug zu sein, denn die Bewerbungen für Aufgaben in den Landesgesellschaften sind häufig eher überschaubar.

Christoph Matschke: Ja, das ist leider richtig. Es gibt vergleichsweise noch wenig Nachwuchskräfte mit Feuer in den Augen, die nicht lange abwägen, wenn sich eine solche Chance

Warum ist das so?

Christoph Matschke: Es gibt zwei Entwicklungen, die meiner Meinung nach dafür verantwortlich sind. Zum einen wägen junge Leute eine solche Entscheidung heute stärker ab, als das in früheren Jahren der Fall war. Sie überlegen: Was springt für mich dabei heraus, wenn ich drei, vier Jahre bei einer Landesgesellschaft arbeite? Lohnt sich der Aufwand? Welchen Job bekomme ich danach angeboten? Auf diese Fragen können Vorgesetzte nicht immer belastbare Antworten geben. Wer kann schon sicher sagen, was in drei, vier Jahren sein wird? An dieser Stelle wünsche ich mir von Nachwuchstalenten einen Schuss mehr Risikobereitschaft.

Ich wünsche mir von Nachwuchstalenten einen Schuss mehr Risikobereitschaft.

Christoph Matschke, ist ehemaliger Personalvorstand bei REWE International.
Ein Porträt von Christoph Matschke
Christoph Matschke, ist ehemaliger Personalvorstand bei REWE International.

Und die zweite Entwicklung?

Christoph Matschke: Junge Leute, die heute nach Abschluss ihres Studiums zur REWE Group kommen, haben oft bereits eine Menge von der Welt gesehen – sei es, weil sie während der Schulzeit ein Auslandsjahr absolviert haben oder sei es, weil sie für Ihr Studium oder im Rahmen von Praktika eine Zeit im Ausland verbracht haben. Wenn wir sie dann nach einigen Jahren in der Zentrale in eine Landesgesellschaft locken möchten, sind viele bereits ein Stück weit müde. Sie möchten ankommen, beruflich und privat. Und nicht schon wieder die Koffer zu packen. Das ist verständlich, aber aus Arbeitgebersicht schade.

Was kann die REWE Group tun, um mehr Begeisterung für eine Tätigkeit bei einer Landesgesellschaft zu wecken?

Christoph Matschke: Wir müssen Kandidaten eine größere Portion Sicherheit bieten. Allerdings nicht in dem Sinne, dass wir ihnen eine Rückkehrgarantie mitgeben, die gleich die nächste Karrierestufe beinhaltet. Sondern, indem wir sie zunächst in der Überlegung bestärken, im Ausland zu arbeiten und ihnen aufzeigen, wie wertvoll ein solcher Schritt auch für sie persönlich sein kann. Dann müssen wir deutlich machen, dass wir sie im Auge behalten, auch wenn der direkte Chef einmal wechseln sollte. Und wir müssen zusagen, dass wir in ihrer Heimatorganisation immer eine Aufgabe für sie finden werden, die interessant und spannend ist.

Als ich 2007 für PENNY nach Rumänien gegangen bin, hat mein damaliger Chef gesagt: Herr Matschke, das ist ein one-way-ticket! So etwas können wir heute nicht mehr machen.

Kurzum: mehr kümmern und kommunizieren?

Christoph Matschke: So ist es. Ich fange damit gleich einmal an: Wer an einer spannenden Aufgabe interessiert ist, möge mir eine E-Mail schreiben. Ich werde mich persönlich darum kümmern. Versprochen!

Ein Schild mit dem PENNY Logo, das an einem Markt in Ungarn angebracht ist

Der Werdegang von Caroline Horn ist ein Beispiel dafür, welche beruflichen Optionen sich manchmal auftun.

Raus aus dem Elfenbeinturm

Von Köln nach Budapest: Caroline Horn wechselte im Winter 2017 als Referentin in die Personalabteilung zu PENNY nach Ungarn – heute ist sie dort Head of Human Resources.

Da ist zum Beispiel die Sache mit den leeren Tellern bei Tisch: Wer in einem Budapester Restaurant ein Gericht verzehrt hat, muss nicht lange warten, bis eine Kellnerin oder ein Kellner den Teller abräumt. So viel Eile würde man in Deutschland als unhöflich empfinden. In Ungarn ist der Tisch-Knigge in diesem Punkt anders. Dort gilt es als unkultiviert, vor einem leer gegessenen Teller zu sitzen, erzählt Caroline Horn. Es sind solche Kleinigkeiten, die der 34-Jährigen immer wieder deutlich machen, dass es feine kulturelle Unterschiede zwischen beiden Ländern gibt – was sie anfangs nicht gedacht hatte. Aber je länger ich hier bin, umso mehr wird mir das bewusst.

Seit Dezember 2017 ist die gebürtige Leverkusenerin für PENNY International in Ungarn, zunächst als Referentin in der Personalabteilung, seit Juni vergangenen Jahres als Personalleiterin, verantwortlich für vier Teams mit insgesamt 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Unverhofft“ nennt Caroline Horn diesen letzten Karriereschritt. Ich hatte vorher keine Managementposition mit einer so großen Verantwortung – trotzdem haben mir die Verantwortlichen bei PENNY International Vertrauen geschenkt und diese Aufgabe übertragen. Ihr Werdegang ist ein Beispiel dafür, welche beruflichen Optionen sich manchmal auftun, vorausgesetzt man ist offen für Veränderungen.

Porträt von Caroline Horn

Über:

Caroline Horn

Head of Human Resources bei PENNY Ungarn

„Sie müssen mal rein ins Geschäft, damit Sie wissen, wie wir Geld verdienen“

Nach einem Bachelor in Sozialwissenschaften fasste Caroline Horn den Entschluss, im Personalbereich arbeiten zu wollen. Sie studiert HR Management in Hamburg und sammelt dort auch erste Berufserfahrungen. 2012 beginnt sie bei der REWE Group als Bereichstrainee und kümmerst sich dort insbesondere um den Management Campus, das Lernangebot für die Qualifizierung des oberen Managements. Nach einem halben Jahr übernimmt sie die Verantwortung für die konzeptionelle und inhaltliche Gestaltung dieses Weiterbildungsprogramms. Das war enorm spannend, weil ich in dieser Zeit Manager meines Unternehmens aus verschiedenen Ländern kennenlernen durfte.

Parallel zur Betreuung des Management Campus steigt Caroline Horn bei einem HR-Projekt von PENNY International ein. Themen: Recruiting sowie Learning/Development. In dieser Zeit reift der Wunsch, im Ausland zu arbeiten. Erfahrungen besitzt sie: Als Schülerin hatte sie ein Jahr in Kanada verbracht, später ein Auslandssemester in Finnland absolviert und ein Praktikum in Australien gemacht. Christoph Matschke, Vorstand der REWE International AG, bestärkt sie in ihren Plänen: Sie müssen mal raus aus dem Elfenbeinturm, rein ins Geschäft, damit Sie wissen, wie wir Geld verdienen. Als die Anfrage von PENNY Ungarn kommt, sagt Caroline Horn rasch zu.

„Trauen Sie sich diese Aufgabe zu?“

Die Situation in der Budapester Zentrale ist zu dieser Zeit nicht einfach. Die Personalleiterin war kurz zuvor ausgeschieden und eine Nachfolgerin so bald nicht in Sicht. Caroline Horns Aufgabe sollte es sein, internationale HR-Projekte zu unterstützen und die Teamleiter als Sparringspartner zu unterstützen. „Sehr spannend“ sei das gewesen, sagt sie. Im Frühjahr 2020, inzwischen hatte es zwei Wechsel auf der Position des Personalleiters gegeben, wird die junge Deutsche gefragt: Trauen Sie sich diese Aufgabe zu?

Es gibt eine Reihe von Herausforderungen in Ungarn: Der Arbeitsmarkt ist nahezu leergefegt und die Bereitschaft, den Arbeitgeber auch einmal zu wechseln höher als in anderen Ländern. Wer einen Job hat, schaut trotzdem nach links und rechts, ob es nicht jemanden gibt, der besser passt. Wir sind nicht der Händler, der die höchsten Löhne und Gehälter zahlt. Aber wir werden in Umfragen immer wieder für unseren fairen Umgang mit den Beschäftigten gelobt. Das ist ein guter Trumpf, berichtet Caroline Horn. Viele Mitarbeitende schätzten es, bei einem internationalen Unternehmen zu arbeiten, das viel Handlungsfreiheit gewähre. Dass die Personalleiterin aus Deutschland kommt und weiblich ist, sei kein großes Thema in der Belegschaft. Schließlich sei sie vielen in der Organisation bereits bekannt gewesen, als sie die Aufgabe übernommen habe, deswegen wurde um das Thema Geschlechterrollen kein großes Gerede gemacht.

Ich habe keinen Karriereplan. Ich suche eine neue Herausforderung, wenn ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten.

Caroline Horn, Head of Human Resources bei PENNY Ungarn
Porträt von Caroline Horn
Caroline Horn, Head of Human Resources bei PENNY Ungarn

Die Verständigung ist nicht immer einfach. Ungarisch gilt als schwer zu lernen; es gibt wenig Brücken zu anderen Sprachen. Caroline Horn hat einmal in der Woche Sprachunterricht, seitdem sie im Land ist. Für Small Talk und eine grobe Verständigung mit den Beschäftigten in den Märkten reichen meine Kenntnisse. Bei uns in der Abteilung sprechen wir Englisch. Nur die Abrechnung erfolgt in der lokalen Sprache. In ihrem Team sind ausschließlich Ungarinnen und Ungarn. Es dauerte eine Weile, kulturell bedingte Missverständnis zu beseitigen. Ich habe mein Team regelrecht ermuntern müssen, auch einmal Fragen zu stellen. In Deutschland ist das eine selbstverständliche Sache. Fragen signalisieren Interesse, meint Caroline Horn. In Ungarn werden dagegen viel weniger Fragen gestellt, nur, wenn etwas nicht verstanden wird. Das sei ein typischer kultureller Unterschied.

Wie es weitergeht mit der Karriere? Diese Frage stellt sich Caroline Horn derzeit nicht. Noch ist die Aufgabe neu und sie fühlt sich wohl in Budapest. Sie hat Anschluss gefunden zu Landsleuten und ist gut vernetzt in der großen Expat-Szene der Stadt. Ihre Hobbies, Wandern und Segeln, kann sie rund um die Hauptstadt ausleben; bis zum Balaton sind es nur 90 Minuten Autofahrt. Ich habe keinen Karriereplan. Ich suche eine neue Herausforderung, wenn ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten, betont Caroline Horn. Nachwuchstalenten rät sie, immer neugierig zu bleiben und oft zu hinterfragen, ob der aktuelle Job noch Spaß macht. Ins Ausland zu gehen, wo man zunächst niemand kenne und die Sprache nicht beherrsche, sei nicht jedermanns Sache, meint sie. Aber es macht stolz, wenn man es dann doch wagt.

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