Ob Köln, Wiesloch oder Norderstedt: An den Zentralstandorten der REWE Group in Deutschland wehen seit Anfang Juli die Regenbogenflaggen. Was es damit auf sich hat, erzählt Frank Bartels, Sprecher unseres LGBT-Netzwerks.
Ob Köln, Wiesloch oder Norderstedt: An den Zentralstandorten der REWE Group in Deutschland wehen seit Anfang Juli die Regenbogenflaggen. Was es damit auf sich hat, erzählt Frank Bartels, Sprecher unseres LGBT-Netzwerks.
Die CSD-Parade ist normalerweise der Höhepunkt des Cologne Pride. Hunderttausende Zuschauerinnen und Zuschauer sind in jedem Jahr dabei, wenn Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender in einem bunten Zug durch die Kölner Innenstadt ziehen und für Akzeptanz und Vielfalt demonstrieren. Seit Jahren mit eigenem Wagen und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen am Start: das LGBT-Netzwerk di.to. ( kurz für: different together) der REWE Group.
Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wie viele andere Großveranstaltungen konnte die CSD-Parade in Köln am 5.Juli Corona-bedingt nicht wie geplant stattfinden und wurde vorerst auf Oktober verschoben. Ein Zeichen setzten di.to. und die REWE Group dennoch – und hissten an den Verwaltungsstandorten erstmals deutschlandweit die Regenbogenflagge. Viele REWE-Kaufleute schlossen sich der Aktion an und hissten die Fahne ebenfalls vor ihren Märkten.
Auch die 2.300 PENNY-Märkte zeigten symbolisch Flagge: Anlässlich des sogenannten Pride Month hingen in den Schaukästen der Discounter vom 1. bis zum 4. Juli Regenbogenplakate und machten deutlich: Hier ist kein Platz für Diskriminierung, PENNY und die gesamte REWE Group stehen für Weltoffenheit und Vielfalt. Eine Botschaft, die mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen in den USA, aber auch Deutschland und vieler Nachbarländer nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Wie geht es in diesem Jahr mit dem CSD für die REWE Group und anderen di.to.-Aktionen weiter? Das beantwortet di.to.-Sprecher Frank Bartels im Interview.
Seit vielen Jahren ist die REWE Group mit einem eigenen Wagen auf dem CSD vertreten, um Flagge für Vielfalt zu zeigen. Nun kann die Demonstration in diesem Jahr vorerst nicht wie geplant stattfinden. Habt ihr Maßnahmen geplant, um dennoch auch in diesen herausfordernden Zeiten ein Zeichen setzen?
Frank Bartels: Wir unterstützen Online-Formate wie zum Beispiel „Pride at home“ oder den digitalen CSD in München, um innerhalb der Community Flagge zu zeigen. Flagge ist ein gutes Stichwort, da wir erstmals an nahezu allen Verwaltungsstandorten der REWE Group in Deutschland die Regenbogenfahne gehisst haben und diese Aktion über unsere Social-Media- Kanäle verbreiten. Ob und in welcher Form wir am CSD in Köln im Oktober teilnehmen, bleibt abzuwarten. Wir werden natürlich alle Kolleginnen und Kollegen rechtzeitig informieren, die uns in den vergangenen Jahren toll begleitet und unterstützt haben.
Frank Bartels
ist Head of Event- und Travelmanagement der REWE Group und Mitgründer des unternehmenseigenen LTGBIQ-Netzwerks, di.to.
Der CSD entstand als Aufstand Queerer Menschen, unter anderem auch Schwarzer und Queers of Color – gegen Polizeigewalt. Ein Thema, das momentan aktueller ist denn je – auch für den CSD?
Frank Bartels: Bedingt. Es darf sich hier nicht die Frage stellen: Bist du für oder gegen die Polizei? Dieses Thema polarisiert sehr stark in der Gesellschaft, daher ist es sehr differenziert zu betrachten. Die Botschaft der durch die Ereignisse in den USA erneut aufgeflammten „Black Lives Matter“-Bewegung weltweit ist aber natürlich hochaktuell: Wir müssen uns individuell und als Gesellschaft endlich selbst reflektieren, von Diskriminierung betroffenen Menschen zuhören und uns unserer diskriminierenden Strukturen bewusst werden – sei es gegen Hautfarbe, Nationalität oder Sexualität. Nur dann können wir uns auf den Weg zu einer echten Gleichberechtigung machen.
Für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung auf die Straße gehen – das ist in Corona-Zeiten mitunter schwierig geworden. Wie können wir trotz Social Distancing Flagge zeigen? Warum ist es gerade jetzt besonders wichtig, sich zu positionieren?
Frank Bartels: In Deutschland gibt es steigende Zahlen von Angriffen auf Homo- und Transsexuelle, darauf müssen wir aufmerksam machen, und am besten da, wo die Übergriffe passieren – auf der Straße. Besorgniserregend ist die Lage in Polen, wo LGBT*IQ-freie Zonen eingerichtet werden, ein Rückschritt um 20 bis 30 Jahre. Dass Demonstrationen aufgrund der Corona-Einschränkungen gerade nicht möglich sind, schmerzt uns natürlich. Wir bei di.to. versuchen aber, verstärkt andere Wege zu nutzen. Wenn ein großes Unternehmen wie die REWE Group sich öffentlich positioniert und für Toleranz und Vielfalt stark macht, kann das bestenfalls eine Sogwirkung entfalten.
Und natürlich kann auch jeder einzelne etwas tun: Zuhören, sich schlau machen, Courage zeigen, wenn er oder sie Diskriminierung beobachtet, Betroffenen eine Stimme geben und nicht zuletzt ein Kreuz an der dementsprechenden Stelle des Wahlzettels machen.
Hat di.to für dieses Jahr weitere Aktionen geplant, und wenn ja, welche?
Frank Bartels: Wir können aktuell nur auf Sicht fahren. In Köln unterstützen wir gern den Come-together-Cup, sofern dieser am 12. September stattfindet. Auch an unseren monatlichen internen Netzwerktreffen möchten wir festhalten, natürlich mit den notwendigen Abstandsregeln. Und am Welt-Aids-Tag am 01. Dezember werden wir auch sicher wieder unsere Teddy-Bären für den guten Zweck verkaufen. Wir freuen uns weiterhin über Zulauf für unser Netzwerk.
Dein Wunsch für das nächste Jahr?
Frank Bartels: In jeder Hinsicht Corona-frei durchstarten zu können und ein erfreuliches Wahlergebnis in den USA.