Unser Hof befindet sich seit 1845 im Familienbesitz und wurde von Generation zu Generation erneuert. Meine Frau Martina und ich haben den Betrieb 1992 übernommen und auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Im Jahr 2000 haben wir mit biologischer Schweinemast begonnen. Wir sind Mitglied der Bioschwein Austria Vertriebsgmbh, der bei weitem größten Vermarktungsorganisation für Bio-Schweine in Österreich. Zum Verbund gehören mehr als 300 Landwirte. Gemeinsam liefern wir etwa 60.000 Tiere an den Lebensmittelhandel, an regionale Vermarkter und Fleischer sowie an große Fleischverarbeitungsbetriebe in Österreich.
Die Zusammenarbeit insbesondere mit dem Einzelhandel war anfangs nicht immer einfach. Bio-Schweinebauern haben einen langen Planungshorizont: Bis ein neuer Stall gebaut ist, die Zucht beginnen kann und die Tiere schlachtreif sind, vergehen meist drei bis vier Jahre. Das ist wie bei einem Ozeandampfer, der viel Zeit benötigt, um seinen Kurs zu ändern. Der Handel dagegen agiert häufig eher wie ein Schnellboot: Zieht die Nachfrage an, benötigt er zügig weitere Ware, um die Kundenwünsche zu erfüllen – und umgekehrt. Diese unterschiedliche Ausgangsposition führte lange Zeit zu sehr volatilen Preisen und hektischen Produktionsanpassungen. Das hatte Nachteile für beide Seiten: Wir Bio-Bauern konnten nicht sicher sein, dass sich unsere Investitionen später auch rechnen, und der Handel konnte sich nicht darauf verlassen, jederzeit ausreichend beliefert zu werden.
Vor etwa zehn Jahren haben wir gemeinsam mit Ja! Natürlich beschlossen, diesem hektischen Auf und Ab ein Ende zu setzen und konstante, kontinuierlich leicht steigende Preise vereinbart. Wir Landwirte benötigen Planungssicherheit. Nur dann können wir die Produktion stabil weiterentwickeln. Voraussetzung für eine solche Vereinbarung ist ein tiefes gegenseitiges Vertrauen. Jeder legt seine Kalkulation offen. Es herrscht Transparenz und keiner redet dem anderen rein. Davon profitieren am Ende alle Beteiligten in der Kette. Wir Bio-Schweinebauern wissen früh, welchen Preis wir für die Tiere erzielen werden. Das erleichtert uns die Kalkulation. Gleiches gilt für den Handel. Er weiß jederzeit, welche Mengen er zu welchen Konditionen beziehen kann. Und der Kunde wiederum darf sicher sein, stets hochwertige Ware zu einem angemessenen Preis zu erhalten. Etwa zweimal im Jahr tauschen wir uns persönlich mit Mitarbeitern von Ja! Natürlich aus. Das hilft uns bei der Einschätzung, wie sich der Markt entwickeln wird. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch in den nächsten Jahren weiter kontinuierlich zunehmen wird.
Vor ein paar Jahren wurde unsere Zusammenarbeit auf eine harte Probe gestellt. Ja! Natürlich beharrte darauf, dass die Ferkelkastration nur noch unter Betäubung stattfinden sollte. Wir Bio-Bauern haben das zunächst anders gesehen. Am Ende haben wir dem Wunsch des Handels zugestimmt, aber den Preis neu kalkuliert. Das war ein hartes Ringen. Aber es zeigte auch, wie wichtig diese Partnerschaft allen Beteiligten ist. Ich wünsche mir, dass sich daran so bald nichts ändert. Für uns Bio-Bauern ist es enorm wichtig, nicht darüber nachdenken zu müssen, wie sich der Preis in der nächsten Woche oder im nächsten Monat entwickeln wird. Damit können wir dem Handel die Sicherheit bieten, stets im erforderlichen Umfang beliefert zu werden.