Wenn Sie diese Wut verstehen können, dann erklären Sie uns bitte, warum es jetzt zu einem so heftigen Konflikt gekommen ist?
Hans-Jürgen Moog: Das Ganze hat sich ja maßgeblich am Thema Schweinefleisch entzündet. Die Erlöse für die Landwirte sind eingebrochen, als in Folge der Afrikanischen Schweinepest hierzulande der Export nach Asien, insbesondere China, kollabiert ist. Durch die asiatischen Einfuhrverbote für Schweinefleisch aus Deutschland ist der Beschaffungspreis für ein Kilo Schweinefleisch von über zwei Euro noch im März 2020 auf unter 1,20 Euro gesunken. Offenbar gibt es jetzt erste Bestrebungen, die Exporte wieder gangbar zu machen. Hier ist die Politik am Zug, sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, die internationalen Märkte für den Export von Schweinefleisch so schnell wie möglich und so weit wie möglich wieder zu öffnen. Außerdem hat die Corona-Pandemie noch eins draufgesetzt. Restaurants und Kantinen wurden geschlossen, Schlachtbetriebe und Verarbeiter teilweise auch, weil es dort Covid-19-Fälle gab. Denken Sie an die Fälle Tönnies und Westfleisch. Das hat zu einem regelrechten „Schweinestau“ geführt und zusätzlich dazu beigetragen, dass das Preisniveau unten geblieben ist. Während aber andere Wirtschaftszweige und Branchen auf staatliche Corona-Hilfen setzen konnten, gab es beim Thema Schweinefleisch weder für Ferkelhalter noch für Schweinemästern substanzielle staatliche Hilfe. Das ist übrigens bis heute so: Fondslösungen auch mit staatlichem Geld für die Landwirte wurde bislang eine klare Absage seitens der Politik erklärt.