Nachhaltigkeit

4. November 2019

Eine Hülle für trop­ische Früchte: REWE Group testet essbare Schutz­schichten

Lesezeit: 4 Min.

Die REWE Group testet als erster Händler in Deutschland das „Coating“. Dabei erhalten die Früchte einen dünnen essbaren Überzug, der die Zellatmung reduziert und die Früchte länger frisch hält.

Länger gut aussehen, frisch bleiben und lecker schmecken: Lebensmitteltechniker tüfteln seit langem, wie sich Haltbarkeit, Konsistenz und Geschmack von Obst und Gemüse verbessern lassen – um den Verderb einzudämmen, aber auch um Verpackungsmaterial zu sparen. Die jüngste Idee heißt Coating. Dabei erhalten Obst und Feldfrüchte einen hauchdünnen, essbaren Überzug, der die Zellatmung reduziert. So bleiben die Früchte länger frisch.

Soweit die Versprechen der Hersteller. Erste Tests in den USA und Großbritannien zeigen, dass Coating tatsächlich ein geeignetes Mittel sein könnte, die Reifung zu verzögern und den Verderb zu verringern. Nach einer aktuellen Studie der UNO gehen weltweit 14 Prozent aller Lebensmittel während der Produktion „verloren“. Gründe sind unter anderem Fehler bei der Ernte, Transport und Lagerung.

Als erster Lebensmittelhändler in Deutschland testet die REWE Group, ob und wenn ja in welchem Umfang Coating dazu beitragen kann, Verluste und Verschwendung von Lebensmitteln einzudämmen. Wir setzen uns seit Jahren gegen Foodwaste und für das Einsparen von Plastikverpackungen ein und möchten die Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens in der Praxis ermitteln, erläutert Eugenio Guidoccio, Geschäftsleiter Ultra Frische – Obst und Gemüse. In den nächsten Wochen lässt die REWE Group tropische Früchte entsprechend behandeln. Limetten, Avocados, Mangos und Pomelos erhalten einen dünnen Überzug, bestehend aus natürlichem Zucker, Zellulose und pflanzlichen Ölen. Der Überzug ist essbar und gut verträglich, verspricht der britische Hersteller AgriCoat NatureSeal.

Wir setzen uns seit Jahren gegen Foodwaste und für das Einsparen von Plastikverpackungen ein und möchten die Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens in der Praxis ermitteln.

Eugenio Guidoccio
Porträt von Eugenio Guidoccio
Eugenio Guidoccio
Porträt von Eugenio Guidoccio
Über:
Eugenio Guidoccio

ist Geschäftsleiter der Abteilung Ware Ultrafrische 1 – Obst und Gemüse bei der REWE Group.

Wir wollen beobachten, wie sich die Früchte auf dem Transport in unsere Lager und in ihrer Verweildauer dort weiterentwickeln. Unsere Hoffnung ist, dass sie deutlich länger frisch bleiben, erläutert Guidoccio. Erste Testware befindet sich bereits in den Lagern. Je nach Testverlauf werden wir darüber entscheiden, den Test gegebenenfalls auf ausgesuchte REWE- und PENNY-Märkte auszuweiten und gegebenenfalls weitere Artikel hinzuzunehmen.

Die REWE Group ist innovativen Technologien gegenüber aufgeschlossen und beobachtet das Thema Coating bereits seit zwei, drei Jahren sehr aufmerksam. In den USA wurde dieses Verfahren als erstes getestet und angewendet. Seit die EU vor ein paar Monaten grünes Licht für Coating gegeben hat, treibt die REWE Group das Thema voran.

Avocado im Coating Prozess

Beim Coating erhalten Obst und Feldfrüchte einen hauchdünnen, essbaren Überzug aus natürlichen Zuckerresten, Zellulose sowie pflanzlichen Ölen, der die Haltbarkeit erhöht.

Viele Wochen „erntefrisch“

Vor knapp 100 Jahren griffen die Menschen zu einem einfachen Mittel, um Früchte haltbarer zu machen: Sie überzogen Obst mit Wachs. Heute setzen Unternehmen wie die britische AgriCoat NatureSeal, eine Tochter der US-Gruppe Mantrose Haeuser, auf einen dünnen und geschmacksneutralen Überzug mit Namen „Semperfresh“.

Der besteht aus einem Mix aus natürlichen Zuckerresten, Zellulose sowie pflanzlichen Ölen und kann durch Besprühen oder Eintauchen der Früchte angewendet werden. Die so aufgetragene Hülle reduziert die Zellatmung der Früchte. Die Coatings sind dafür ausgelegt, dass sie mehr Kohlendioxid als Sauerstoff „durchlassen“. Dadurch entsteht in den Früchten eine Art modifizierte Atmosphäre. Sie verzögert nach Angaben von AgriCoat NatureSeal die Reife und verringert den Verderb vieler frischer Früchte. Sie blieben doppelt so lange „erntefrisch“ wie unbehandeltes Obst.