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Sechs Jahre lang hat Thomas Nonn, Bereichsvorstand Selbstständigkeit und Genossenschaft, als Präsident von Independent Europe (IRE) die Geschicke des europäischen Dachverbands für Verbundgruppen selbstständiger Einzelhändler im Food- und Non-Food-Bereich mitgestaltet. In unserem Format „Drei Fragen an“ blickt er zurück auf die prägenden Themen seiner Amtszeit und ordnet dabei die Herausforderung kooperierender Geschäftsmodelle ein.
Lesezeit: 5 Min.
Gleich zu Beginn meiner Amtszeit im Jahr 2019, kurz vor der Coronapandemie, hat mich ein umfassendes und herausforderndes Programm erwartet. Seither war das Themenspektrum auf EU-Ebene breit: Von umfangreicher Nachhaltigkeitsregulierung, bekannt als „Green Deal“, bis hin zu Digitalisierung und unterschiedlichen Vorhaben im Agrar- und Lebensmittelbereich gab es zahlreiche Themen, für die wir uns als Verband im Interesse selbstständiger Einzelhändler eingesetzt haben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die EU-Verpackungsverordnung (PPWR), die künftig zahlreiche Themen im Bereich Verpackungen und Verpackungsabfälle europaweit einheitlich reguliert, wie zum Beispiel Vorgaben zu Mehrwegquoten für Getränke sowie die Recyclingfähigkeit und Kompostierbarkeit von Verpackungen. Auch prägend waren die Diskussionen rund um die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), wonach klar definierte Produkte wie Kaffee, Kakao, Palmöl oder Soja, die auf entwaldeten Flächen angebaut werden, in Zukunft in der EU nicht mehr verkehrsfähig sind. Mit branchenübergreifenden Lobbyanstrengungen ist es uns gelungen, den Anwendungsstart der komplexen EUDR um ein Jahr zu verschieben, ohne die eine rechtskonforme Umsetzung praktisch schlichtweg unmöglich gewesen wäre. Auch wurde das Gesetz über künstliche Intelligenz (AI Act) verhandelt und beschlossen – der weltweit erste Regulierungsrahmen für den Umgang mit KI.
Als Präsident von Independent Retail Europe habe ich dieselben Ziele verfolgt, die mir auch in meiner Funktion als Bereichsvorstand der REWE am Herzen liegen. So war es seit Tag eins mein persönliches Anliegen, die Bedeutung selbstständiger Einzelhändler:innen und ihrer Verbundgruppen in den Vordergrund zu rücken und ihre Interessen auf europäischer Ebene zu vertreten.
Daher freut es mich besonders, dass es uns im Laufe meiner Amtszeit auch gelungen ist, neue Mitglieder für uns zu gewinnen und das Verbandsteam zu vergrößern, um die Stimme des kooperierenden mittelständischen Einzelhandels in Europa zu stärken.
Die Themen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die EU-Gesetzgebung zunehmend komplexer und umfangreicher wird und insbesondere selbstständige Einzelhändler dadurch massiv belastet werden. Als Großunternehmen hat die REWE Group andere Kapazitäten und Möglichkeiten, ihre Interessen gegenüber politischen Entscheidungsträgern zu vertreten und sich mit ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Einzelne Kaufleute haben diese Ressourcen oft schlichtweg nicht, weshalb es – ganz entlang des genossenschaftlichen Grundgedankens – wichtig ist, sich zusammenzuschließen und mit Unternehmen wie der REWE Group im Rücken für mehr Sichtbarkeit zu sorgen. Auf europäischer Ebene ist es wichtiger denn je, möglichst mit einer Stimme mit der Politik zu sprechen. Durch unsere aktive Rolle bei Independent Retail Europe können wir also nicht nur unser Netzwerk in die Politik stärken, sondern auch wichtige Brücken zu anderen europäischen Branchenkolleg:innen bauen.
Ich bin davon überzeugt, dass unsere kontinuierliche Arbeit im Verband dazu beiträgt, die Zukunft des Einzelhandels positiv zu gestalten und unseren Kaufleuten eine Stimme zu geben. Deshalb freut es mich, dem Verband in Zukunft weiter in der Funktion als Vize-Präsident zur Seite zu stehen. Aber eben nicht mehr an vorderster Spitze.
Schon allein der Titel des Arbeitsprogramms, Eine ambitioniertere, unkompliziertere und schnellere Union
, verspricht eine mutigere, einfachere und schnellere EU. Gerade im Einzelhandel spüren kleine und mittelständische Unternehmen die Last umfangreicher Regulierungen besonders intensiv, weshalb ich den Fokus auf Bürokratieabbau und Vereinfachungen sehr begrüße.
Eine sicherlich positiv zu bewertende Maßnahme ist in diesem Zuge das dreiteilige Omnibus-Paket, das für eine Vereinfachung bestehender Prozesse und weniger administrative Belastungen, etwa im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung (u.a. Corporate Sustainability Reporting Directive, EU-Lieferkettengesetz und EU-Taxonomie), sorgen soll. Diese Vereinfachungsvorschläge gilt es nun voranzutreiben, um eine rasche Einigung der EU-Institutionen zu erwirken, damit schnellstmöglich Rechts- und Planungssicherheit für die praktische Umsetzung herrscht.
Natürlich spielt die EU-Kommission mit ihrem Arbeitsprogramm eine entscheidende Rolle bei der wirtschaftlichen Wiederbelebung der europäischen Märkte. Angesichts aktueller, geopolitischer Herausforderungen ist es umso wichtiger, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Wachstum und Stabilität fördern.
Unsere Aufgabe innerhalb der REWE Group ist es nun, die Schwerpunktthemen zu identifizieren, die wir im Interesse des Unternehmens und der selbstständigen Kaufleute im Blick behalten und mit geeigneten Maßnahmen, wie zum Beispiel gemeinsam mit unseren Verbänden wie Independent Retail Europe, begleiten.
Thomas Nonn
Bereichsvorstand Selbstständigkeit und Genossenschaft
ist seit 1990 bei der REWE Group beschäftigt.