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Drei Fragen an Minister Werner Schwarz zur heimischen Landwirtschaft
Als gelernter Landwirt und ehemaliger Präsident des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes kennt Werner Schwarz, Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein, die Herausforderungen der Agrarbranche aus erster Hand. In unserem Format „Drei Fragen an“ blickt er auf die heimische Landwirtschaft und ordnet den Drei-Parteien-Vertrag von REWE, der Premium Food Group und Landwirt:innen aus Schleswig-Holstein ein.
Lesezeit: 4 Min.
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Was sind ihrer Meinung nach die wesentlichen Probleme, mit denen Landwirt:innen in Schleswig-Holstein gerade konfrontiert sind?
Notwendigkeit, dass Investitionen für den Abschreibungszeitraum einen Bestandsschutz haben – insbesondere im Hinblick auf Tierwohlanforderungen, Klimaschutzvorgaben aber auch weitere rechtlichen Rahmenbedingungen. Landwirtinnen und Landwirte benötigen verlässliche und langfristig angelegte Perspektiven, um fundierte Investitionen in zukunftsfähige, nachhaltige Betriebsmodelle tätigen zu können.
Gleichzeitig stellt der weiterhin hohe bürokratische Aufwand eine erhebliche Belastung dar. Der Abbau übermäßiger Bürokratie ist daher ein prioritäres Ziel der Landesregierung. Schleswig-Holstein setzt sich auf Landes- wie Bundesebene aktiv für die Vereinfachung von Antrags- und Nachweisverfahren ein – etwa durch die Digitalisierung und die Beschleunigung von Entscheidungsprozessen. Unser Ziel ist es, die Betriebe wirksam zu entlasten, ohne dabei das erreichte Niveau bei Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz zu gefährden.
Ein dritter, zentraler Punkt ist die wirtschaftliche Anerkennung nachhaltiger Leistungen. Landwirtschaftliche Betriebe tragen wesentlich zum Klimaschutz, zur Biodiversität und zur Pflege unserer Kulturlandschaften bei. Diese Leistungen müssen künftig stärker honoriert werden – sei es über klare Vergütungsmechanismen, gezielte Förderinstrumente oder über die stärkere Einbindung von Ökosystemleistungen in bestehende Förderstrukturen.
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Wo sehen Sie Anknüpfungspunkte Ihres Hauses, um unmittelbar strauchelnde Landwirt:innen zu unterstützen und regionale Lieferketten zu erhalten?
Der Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein hat gezeigt, dass wir tragfähige Lösungen nur gemeinsam entwickeln können – im Schulterschluss zwischen Landwirtinnen und Landwirten, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Politik und Gesellschaft. Ein gesellschaftlicher Dialog kann vermeintliche Missverständnisse auflösen und damit der Landwirtschaft eine Perspektive eröffnen.
Ein zentrales Handlungsfeld ist dabei die Stärkung regionaler Wertschöpfung. Mit Initiativen wie dem „Open Regio Club“ und dem Direktvermarkterportal „Gutes vom Hof“ fördert das Land gezielt die Sichtbarkeit und Vermarktung regionaler Produkte. Unser Ziel ist es, die regionale Produktion zu stärken, Transportwege zu verkürzen und die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu halten.
Darüber hinaus setzen wir mit der Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BiLEV) gezielte Impulse in Schulen. Ziel ist es, Verbraucherinnen und Verbraucher – insbesondere Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I und II – frühzeitig für die Zusammenhänge von Landwirtschaft, Ernährung und Umweltschutz zu sensibilisieren. Denn ein aufgeklärter Konsum ist eine zentrale Voraussetzung für den Erhalt regionaler Lieferketten. Dabei wird nicht nur Wissen über landwirtschaftliche Produktionsweisen vermittelt, sondern auch die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte gestärkt.
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REWE, die Premium Food Group und Landwirt:innen aus Schleswig-Holstein haben auf der Grüne Woche einen Drei-Parteien-Vertrag für Frischfleisch unterzeichnet. Anders als sonst üblich sitzen Landwirt:innen bei diesem Vertragskonstrukt mit am Tisch und entscheiden mit über Konditionen und Modalitäten. Wie bewerten Sie die Chancen dieses Vertragsmodells – auch vor dem gemeinsamen Ziel, mehr Geld auf die Höfe der Landwirt:innen zu bringen?
Vertragsmodelle, bei denen Landwirtinnen und Landwirte gleichberechtigt mit am Tisch sitzen und aktiv über Konditionen mitentscheiden, sind ein starkes Signal für zukunftsorientierte Partnerschaften innerhalb der Wertschöpfungskette.
Der auf der Grünen Woche vorgestellte Drei-Parteien-Vertrag steht beispielhaft für innovative Wege, wie Sicherheit für Investitionen und eine leistungsgerechte Vergütung für landwirtschaftliche Betriebe erreicht werden können. Solche Modelle zeigen, dass nachhaltige und regionale Erzeugung wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden kann – ein wichtiger Schritt hin zu einer Landwirtschaft, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch zukunftsfest ist.

Über:
Werner Schwarz
Werner Schwarz (CDU) ist seit 2022 Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein.